Rund zwei Drittel der Patienten in Deutschland sind mit ihrer Betreuung unzufrieden. Das ist das Ergebnis einer Studie des Dienstleistungsunternehmens Accenture. Besonders in der Zeit nach der Erstellung der Diagnose und vor Beginn der Behandlung wünschen sich Erkrankte mehr Hilfe und zusätzliche Informationen. Über bestehende Angebote wissen lediglich 17 Prozent der Patienten Bescheid.
Für die Studie „Patient Services – Pharma’s Best Kept Secret“ wurden 2.000 Patienten in Deutschland befragt. Die Ergebnisse zeigen, wie groß der Bedarf an zusätzlichen Dienstleistungen und Informationsangeboten über alle großen Therapiegebiete hinweg von Herz-Kreislauferkrankungen bis hin zu Krebsleiden ist. So hätte ein Drittel der Befragten gerne frühzeitig erfahren, wie hoch ihr Risiko einer Erkrankung ist. Ein Viertel hätte sich Hilfestellung bei der Suche nach Informationen über ihre Krankheit gewünscht. Und jeder fünfte beklagte sich über Probleme, passende Termine bei einem Spezialisten zu bekommen.
Gleichzeitig ist die Unwissenheit groß, welche Angebote Patienten zur Verfügung stehen. Am besten informiert fühlen sie sich über den Umgang mit Ihrer Krankheit und deren Verlauf. Dies gab jeder vierte an. Am wenigsten bekannt ist, welche finanzielle Unterstützung es für Untersuchungen und Tests gibt. Das wusste lediglich jeder zehnte Befragte. Sind solche Services bekannt sind, werden sie auch genutzt. Fast 60 Prozent derjenigen Befragten, die von diesen Angeboten wussten, hat auch davon Gebrauch gemacht.
„Es gibt offensichtlich einen wachsenden Bedarf an zusätzlichen Dienstleistungen, der bisher weder von den Ärzten noch den Krankenkassen oder den Pharmaunternehmen gedeckt wird“, sagt Andrea Brückner, Geschäftsführerin des Bereichs Life Sciences bei Accenture. „Die Frage ist, wer diesen Markt als erster für sich entdeckt. Sind es die Akteure aus dem Gesundheitsbereich oder branchenfremde Player aus digitalen Welt wie Google und Apple, die über den direkten Zugang zu ihren Kunden verfügen und bereits dabei sind, passende Angebote und Applikationen zu entwickeln.“
Aus Sicht der Patienten ist die Antwort klar. Für mehr als zwei Drittel ist ihr Arzt der erste Ansprechpartner auf der Suche nach Informationen über Dienstleistungen rund um ihre Gesundheit. Bereits an zweiter Stelle folgen digitale Kanäle. Für 57 Prozent der Befragten waren diese eine zuverlässige Quelle. Lediglich zwei Prozent sehen Pharmaunternehmen in dieser Rolle.
„Hier liegt eine große Chance für die Branche“, sagt Andrea Brückner. „Die Unternehmen sollten ihr Augenmerk stärker auf diesen Bereich richten, mehr Informationen dazu anbieten und den Zugang vereinfachen. Viele Patienten wissen schlicht nicht, welche Zusatzangebote ihnen bereits heute zur Verfügung stehen. Wenn es den Pharmafirmen im Zusammenspiel mit Ärzten und Krankenkassen gelingt, das zu ändern, würde das nicht zuletzt den Behandlungserfolg erhöhen.“
Über die Studie
In Zusammenarbeit mit dem Markforschungsinstitut Coleman Parkes Research hat Accenture 10.000 Patienten in den USA, Großbritannien, Frankreich, Deutschland und Brasilien befragt (2.000 Teilnehmer je Land). Pro Therapiegebiet (Herz-Kreislauf-, Lungen-, Hirn-, Krebs-, Hormon- und Stoffwechselerkrankungen sowie Erkrankungen des Immunsystems und des Bewegungsapparats) lag die Zahl der Teilnehmer bei mindestens 150. Alle Befragten waren volljährig und verfügten über ein Jahreseinkommen von 25.000 US-Dollar oder darüber. Weitere Informationen unter https://www.accenture.com/ph-en/insight-patient-services-survey-unmet-needs.aspx