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Tipps für Urlauber mit Handicap

von: Berliner Behindertenzeitung

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 Eine Rundreise durch fremde Kulturen, Sonnenbaden an feinsandigen Karibikstränden oder eine Kreuzfahrt im Mittelmeer: Für Menschen mit Handicap keine Selbstverständlichkeit. Aber was als unerfüllbarer Wunschtraum erscheint, kann Wirklichkeit werden – wenn die Vorbereitung stimmt. Was es vor Reiseantritt zu beachten gilt, was für die Buchung wichtig ist und welche Schutzvorkehrungen notwendig sind, weiß Birgit Dreyer, Reiseexpertin der ERV (Europäische Reiseversicherung).
Manche Reiseziele erscheinen für Menschen mit Behinderung unerreichbar. „Es gibt aber immer mehr Angebote, die sich nach den individuellen Bedürfnissen der Reisenden richten – vom Urlaub am Strand über Rundreisen und Kreuzfahrten bis hin zu Wandertouren“, weiß Birgit Dreyer, Reiseexpertin der ERV. „Zu Beginn der Reiseplanung ist ein Besuch beim behandelnden Arzt empfehlenswert, um dort Möglichkeiten und Grenzen auszuloten.“ Denn auf den Reisenden können körperliche Belastungen wie etwa der erhöhte Kabinendruck während eines Flugs oder ungewohnte Klimaverhältnisse zukommen.
 Die Suche nach einem geeigneten Ziel
 Hilfreich ist auch eine Checkliste mit den eigenen Bedürfnissen und Vorstellungen. Sie bietet dem Reisebüro eine Orientierung für das Beratungsgespräch. „Je genauer die Angaben sind, desto besser können die Mitarbeiter des Reisebüros auf die Wünsche eingehen und somit die passende Reise zusammenstellen“, weiß die ERV Expertin. Für die Auswahl eines Hotels ist es zum Beispiel entscheidend, ob die Türen breit genug für einen Rollstuhl sind oder ob Riffelbleche auf dem Boden Sehbehinderte auf Stufen hinweisen. Unter www.checkliste-urlaub.net finden Menschen mit besonderen Bedürfnissen eine umfassende Liste mit relevanten Fragen für die Planung. Ein wesentlicher Anhaltspunkt ist auch, ob der Reisende seinen Urlaub weitestgehend im Hotelbereich verbringen oder zudem aktiv etwas unternehmen möchte. Dann ist es wichtig, frühzeitig abzuklären, mit welchen Transportmöglichkeiten die Ziele erreichbar sind.
Das passende Transportmittel
Fällt nach der Beratung die Entscheidung auf ein Ziel in Deutschland oder den angrenzenden Ländern, kommen für die Hin- und Rückreise sowohl Bus, privater Pkw als auch die Bahn in Frage. „Die Mobilitätsservicezentrale der Bahn bietet Menschen mit Behinderung eine zusätzliche Anlaufstelle bei ihrer Planung und gibt Auskunft über eventuelle Ein- und Ausstiegshilfen an Bahnhöfen“, so Birgit Dreyer. Für Rollstuhlfahrer ist es ratsam, frühzeitig Plätze zu reservieren, die für sie geeignet sind. Für eine Flugreise ist eine umfangreichere Planung notwendig. Denn nicht alle Fluggesellschaften sind gleichermaßen gut darauf vorbereitet, Reisende mit Handicap ans gewünschte Ziel zu bringen. Für Gehörlose oder Sehbehinderte ist es unter anderem wichtig, dass Flugbegleiter an Bord sind, die ihnen die Sicherheitsvorschriften erläutern können. Informationen über Betreuungsmöglichkeiten im Flugzeug gibt es im Reisebüro oder bei der Fluggesellschaft direkt. „Generell sollte der Reisende seinen Flug frühzeitig buchen und seine Reise bei der Fluggesellschaft anmelden. Dazu gehört auch die Anmeldung von Sondergepäck wie Rollstuhl, Gehhilfen oder Blindenhund“, empfiehlt die Reiseexpertin. Wenn der Urlauber die Reiseunterlagen erhält, sollte er vor allem extra gebuchte Leistungen wie Ausstattung des Hotelzimmers, vorab gebuchte Transporte und Ausflüge genau überprüfen.
Medizinische Versorgung
 Häufig sind Menschen mit Handicap auf spezielle Medikamente angewiesen. „Sind die Medikamente überlebenswichtig, sollten sie unbedingt ins Handgepäck“, erklärt Birgit Dreyer. „Da die Einfuhr mancher Arzneimittel in einige Länder verboten oder nur mit Genehmigungen erlaubt ist, empfiehlt es sich, ein Attest vom Arzt im Handgepäck zu haben. Bei bestimmten Medikamenten ist sogar eine Bestätigung vom Landesamt für Gesundheit notwendig. Information darüber erhalten Betroffene bei ihrem behandelnden Arzt.“ Um für den Notfall vorbereitet zu sein, ist es zudem ratsam, sich vor Reiseantritt über die medizinische Versorgung im Reiseland zu informieren. Fremdenverkehrsämter oder Hilfsverbände verfügen oft über Kontaktdaten von deutschsprachigen Ärzten oder Hilfsdiensten am Zielort.
Den richtigen Schutz im Gepäck
 Wer den Planungsaufwand auf sich nimmt, sollte den Urlaub sorglos genießen können. Mit einem RundumSorglos-Paket, das Reiserücktritts- (inklusive Reiseabbruch-), Reisekranken- und Reisegepäckversicherung enthält, besteht ein umfassender Schutz, falls den Urlauber beispielsweise vor der Abreise eine schwere Grippe heimsucht.