Demenzfreundliche Krankenhäuser

von: Rainer Sanner

Für den 23. März 2015 hatte der Landesseniorenbeirat Berlin zu einer Diskussion über demenzfreundliche Krankenhäuser ins Käte-Tresenreuter-Haus eingeladen. Solche Diskussionen und dabei angeregte Umgestaltungen von Krankenhäusern sind gegenwärtig wohl dringend erforderlich, denn etwa die Hälfte der Patientinnen bzw. Patienten in Allgemeinkrankenhäusern ist heute älter als 60 Jahre, etwa 12% sind von einer Demenzerkrankung betroffen, und deren Anteil wird in Zukunft voraussichtlich wohl noch zunehmen.
Hinzu kommt, dass die „Demenz“ meist nur eine Nebendiagnose ist, wenn Demenzkranke wegen eines Bruchs oder einer Herzerkrankung in ein Krankenhaus aufgenommen werden. Da die meisten Krankenhäuser bislang nicht auf Demenzkranke eingestellt sind, erhalten die Alzheimer-Gesellschaften, so ist auf deren Internet-Seite zu lesen, immer wieder erschreckende Berichte über Krankenhausaufenthalte von Demenz-Kranken.

Bei der Veranstaltung beschriebene Perspektiven

Für die Versorgung von Seniorinnen und Senioren in Krankenhäusern muss in Zukunft die Gruppe der Menschen mit altersbedingter Demenz besonders berücksichtigt werden. Der Landesseniorenbeirat Berlin setzt sich nachdrücklich für eine bedarfsgerechte Krankenhausversorgung ein, die auf die Besonderheiten von altersbedingter Demenz eingeht. Berücksichtigt wurden diese offenbar bisher in den „Berliner Thesen Entlassungsmanagement“ der Patientenbeauftragten, Frau Karin Stötzner, dem von Senator Mario Czaja unterstützten Konzept zur gesundheitlichen und pflegerischen Versorgung von hochaltrigen Menschen und der Arbeit der Arbeitsgruppe Geriatrie/Demenz beim Fachaussschuss Krankenhausplanung. Darauf gründet sich, einer Presseerklärung des Landesseniorenbeirats folgend, die Hoffnung, „dass zahlreiche Mängel und Defizite in der geriatrischen Krankenhausversorgung für ältere Patientinnen und Patienten und insbesondere für Menschen mit der Neben-Diagnose Demenz im neuen Krankenhausplan (dem für für die Jahre 2016 bis 2020) nicht nur benannt, sondern mit neuen strukturellen und personellen Verbesserungen verbindlich abgebaut werden“.

Krankenhausaufenthalte als besondere Herausforderungen für demenzkranke Menschen

Dabei ist zu bedenken, dass jede Veränderung ihres Alltags für demenzkranke Menschen eine neue Herausforderung bedeutet. So kann ein Krankenhausaufenthalt, verbunden mit einer hinzukommenden akuten Erkrankung, für demenzkranke Menschen große Schwierigkeiten mit sich bringen: Zahlreiche neue Eindrücke, die vielen unbekannten Gesichter, der ungewohnte Tagesablauf können sie stark verunsichern, so dass sie auch für die anderen Patienten und für die auf der jeweiligen Station Tätigen Probleme verursachen. Dies kann wiederum auch auf ihren Genesungsprozess negative Auswirkungen haben.
Erleichterung, ja, Stärkung können offenbar Bewegungsangebote für Menschen mit Demenz hervorrufen: So gibt es seit dem Jahr 2013 am Malteser-Krankenhaus St. Hildesgardis in Köln „MOVE“, ein ambulantes Bewegungsangebot für Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen: In einer kleinen Gruppe können einfache Übungen zur Verbesserung von Kraft und Koordinaton erlernt werden, die sich auch zuhause praktizieren lassen. Da sich körperliche Bewegung gut auf die geistige Leistungsfähigkeit auswirkt, steigt bei kontinuierlichem Training wohl oft die Alltagskompetenz und damit auch die Lebensqualität.
Im Hinblick auf die mit Krankenhausaufenthalten demenzkranker Menschen verbundenen Probleme können die Angehörigen viel tun: Von besonderer Bedeutung ist dahingehend der Informationsbogen für Patienten mit einer Demenz bei Aufnahme ins Krankenhaus, auf dem besondere Bedürfnisse und Verhaltensweisen der Erkrankten beschrieben werden können. Eine große Unterstützung kann auch darin bestehen, die Kranke bzw. den Kranken möglichst oft im Krankanhaus zu besuchen. Eventuell besteht im Krankenhaus die Möglichkeit zum so genannten „Roomng-in“, so dass Besucher auch über Nacht im Krankenhaus bleiben können.