Fachkräftemangel: Menschen mit Behinderung volkswirtschaftlich notwendig

Bürokratische Hürden bei Beschäftigung von Menschen mit Behinderung abbauen

von: Berliner Behindertenzeitung

"Fachkräfte mit Behinderung" war das Thema einer Podiumsdiskussion, zu der die 
Behindertenbeauftragte der Bundesregierung, Verena Bentele, am heutigen Montag 
Vertreterinnen und Vertreter aus Unternehmen, Politik, Behörden und Verbänden 
geladen hatte. Ziel der Veranstaltung war es, über die Chancen zu sprechen, die 
die Einstellung von Menschen mit Behinderung bieten - aber auch die Hürden, mit 
denen Unternehmen konfrontiert werden. Zu Gast waren unter anderem Iris Gleicke, 
Staatssekretärin beim Bundesminister für Wirtschaft und Energie, Raimund Becker, 
Mitglied im Vorstand der Bundesagentur für Arbeit und Olaf Lies, 
niedersächsischer Minister für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr sowie 
Personalverantwortliche verschiedener Unternehmen. Die Diskussion fand vor über 
100 Gästen, darunter zahlreiche Unternehmensvertreterinnen und -vertreter, 
statt.

"Arbeit ist identitätsstiftend und ein wichtiger Bestandteil von 
gesellschaftlicher Teilhabe. Für Menschen mit Behinderung ist der Zugang zum 
ersten Arbeitsmarkt jedoch leider noch lange nicht selbstverständlich", so die 
Behindertenbeauftragte. Bisher profitierten sie weniger von den derzeit 
sinkenden Arbeitslosenzahlen. "In Zeiten des Fachkräftemangels ist es jedoch 
volkswirtschaftlich unbedingt notwendig, alle Potentiale zu nutzen. Menschen mit 
Behinderung sind leistungsfähig und motiviert - wir brauchen nur die passenden 
Bedingungen", so Bentele weiter. 

Staatssekretärin Iris Gleicke hob die Wichtigkeit der Ausbildung von 
Jugendlichen mit Behinderung hervor: "Inklusion ist eine Herausforderung, aber 
zugleich auch eine Chance für Unternehmen. Ich weiß, dass viele ausbildende 
Unternehmen an Menschen mit Behinderung ihre besonders hohe Arbeitsmotivation 
schätzen. Dem unterschiedlichen Lerntempo und dem individuellen Bedarf kann 
durch vielfältige Maßnahmen entsprochen werden. Um diese passgenau zu ermitteln, 
habe ich im Rahmen des Kompetenzzentrums Fachkräftesicherung eine Studie zur 
Befragung der Unternehmen angestoßen. Diese soll dann wiederum die Basis für die 
Erarbeitung von konkreten Handlungsempfehlungen bilden", so die 
Staatssekretärin. 

Die Behindertenbeauftragte führte weiter aus: "Es ist enorm wichtig, 
bürokratische Hürden bei der Ausbildung und Beschäftigung von Menschen mit 
Behinderung zu beseitigen - Behörden müssen näher an den Bedürfnissen der 
Unternehmen arbeiten." Auch um für die Zukunft gewappnet zu sein - den 
demografischen Wandel und die damit einhergehende Zunahme von körperlichen 
Beeinträchtigungen - sei rasches Handeln notwendig. "Wenn wir Menschen länger in 
Arbeit halten wollen, müssen wir uns natürlich auch frühzeitig Gedanken über die 
Inklusion von Menschen mit Behinderung machen. Das Wichtigste ist jedoch ein 
Mentalitätswandel in den Unternehmen: Vorbehalte und Barrieren in den Köpfen von 
Personalverantwortlichen müssen endlich abgebaut werden", so Bentele 
abschließend.

Die Podiumsdiskussion fand auch anlässlich des Internationalen Tages der 
Menschen mit Behinderung (3. Dezember) statt.