Hinauf, hinauf zum Schloss!

Rheinland-Pfalz barrierefrei erleben.

von: Siegurd Seifert

u1CUOvI-IjZuyaT96KChYH2d7IW_6d6jbsk6OoW2xy4,AJ1VZFQvwz2dfPQSK9u2aqvTD_FNMtRItoM089UeONI KopieDeutscher Geschichte im Hambacher Schloss nachspüren.

Für viele Deutsche ist es selbstverständlich geworden, das Brandenburger Tor und den Reichstag als Belege unserer Freiheit und Demokratie zu besichtigen. Sollte man aber damit nicht bei den Anfängen beginnen? Zum Beispiel dem Hambacher Schloss? Ein Problem wäre das nicht, es ist hervorragend barrierefrei gestaltet.

Reist man mit den öffentlichen Verkehrsmitteln an, muss man bis Neustadt (Weinstraße) fahren. Diese Kleinstadt am Fuße des Kastanienberges ist mit der Bahn von Berlin aus mit nur einem Umstieg in Mannheim zu erreichen. Vom Hauptbahnhof fährt stündlich der Bus 502 bis zum Schlossplatz unterhalb des eigentlichen Schlosses. Rund 200 Meter den Berg hinauf und man steht vor dem Wahrzeichen unserer Demokratie. Für Rollifahrer, die mit eigenem PKW anreisen, gibt es ausreichend Parkplätze direkt am Schloss. Die anderen, die die letzten Meter zu Fuß gehen, werden durch ein blaues Verkehrszeichen ermahnt: „Fußgänger und Gegenverkehr bitte Schritttempo“. Das muss so eine Art Begrüßung durch Pfälzer Humor sein.

Hat man aber die Höhe erklommen, erschließt sich ein wunderbarer Blick über die Ebene. Am Horizont lässt sich bei gutem Wetter der Rhein erahnen. Nach oder vor der Besichtigung lässt sich hier in einem hübschen Terrassencafé dieser Blick bei einem Glas Pfälzer Wein genießen.

Über fünf Etagen erlebt der Besucher im Schloss die Geschichte dieses Baus. In der fünften Etage gelangt er mit einem Fahrstuhl in die Dauerausstellung zum Hambacher Fest 1832, bei dem zwischen 20.000 und 30.000 Menschen den Berg bevölkerten. Man fragt sich, wo die alle gestanden haben mögen, musste man doch auch noch Karussells und anderes Spielgerät aufstellen. Eine reine Demonstration war damals nicht erlaubt und musste als Volksfest getarnt werden.

All dies kann einem die Führerin der Stiftung „Schloss Hambach“ erzählen oder man bedient sich eines Audioführers, der am Eingang für drei Euro ausgeliehen werden kann. Der Besucher muss sich zwischen fünf historische Persönlichkeiten entscheiden, die in ihrer für die Zeit typischen Art die Ausstellung erläutern. An einer Station hängen überdimensionale Hüte im Stil der damaligen Zeit von der Decke. Setzt man sich unter einem dieser Kopfbedeckungen, bekommt man ebenfalls die Erläuterung in der Tonart und dem Duktus der historischen Figur. Viele Klangerlebnisse, Tastmodelle und für Rollifahrer Hörer in Griffhöhe ergänzen die Unterstützung der Führung. Naturgemäß sind viele Ausstellungsstücke Dokumente, die man lesen möchte. Auch hier haben die pfiffigen Gestalter an Rollifahrer gedacht und die Vitrinen so hingehängt, dass man bequem mit der Fußstütze darunter fahren kann und so näher an den Schaukasten herankommt.

Erfreulicherweise bietet das Museum neben Führungen in verschiedenen Sprachen auch spezielle Führungen für Menschen mit Sehbeeinträchtigungen an. Menschen mit Lernschwierigkeiten erhalten Erklärungen in leichter Sprache. Das ist bei weitem nicht die Regel in deutschen Museen.

Nähere Informationen erhält man auf der Webseite der Stiftung: www.hambacher-schloss.de.

 

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