Holocaust-Denkmal: Schwere Kost – leicht erklärt

Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas stellt Angebote zu inklusiver Bildung vor

von: Berliner Behindertenzeitung

Overview of holocaust memorial in Berlin Germany

Bild: Fotolia.

Kürzlich stellte die Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas ihre neuen Angebote im Bereich »Leichte Sprache« vor. Mit dem Ziel der größtmöglichen Barrierefreiheit hat die Stiftung in den vergangenen zwei Jahren gemeinsam mit unterschiedlichen Partnern vielfältige Angebote für Menschen mit und ohne Beeinträchtigung entwickelt, die einen gleichwertigen Zugang zum Holocaust-Denkmal ermöglichen sollen. Ein besonderer Schwerpunkt der museumspädagogischen Arbeit lag dabei vorrangig in der Erarbeitung von Angeboten in Leichter Sprache.
Neben bereits bestehenden Serviceangeboten, wie einer kostenlosen Videoführung in Gebärdensprache und einer Hörführung für Sehbeeinträchtigte, bietet die Stiftung nun eine Führung als Audio-Guide sowie eine persönliche Gruppenführung in Leichter Sprache an. Die 60-minütige Audio-Guide-Führung in Leichter Sprache, die im Ort der Information des Denkmals für die ermordeten Juden Europas kostenfrei erhältlich ist, formuliert die Inhalte der Ausstellung in verständlichen Worten und mit einfachen Formulierungen.
Im Rahmen der Gruppenführung in Leichter Sprache besuchen die Teilnehmer das Stelenfeld sowie die Ausstellung im Ort der Information. Hierbei erhalten sie Informationen zur Architektur und Entstehung des Denkmals sowie zur Verfolgung und Vernichtung der europäischen Juden. Eine inhaltliche Reduktion wird vermieden, da für jeden Denkmalsbesucher ein gleicher Zugang gewährleistet werden soll. Unterschiede gibt es bei der methodisch-didaktischen Arbeit, indem sich die Gruppenteilnehmer dem Thema haptisch und gestalterisch, zum Beispiel durch Befühlen der Stelen, durch Collagen und Zeichnen, nähern. Zudem wurde für die Führung in Leichter Sprache der Zeitrahmen auf zweieinhalb Stunden erweitert, so dass immer wieder Pausen eingelegt werden können. Darüber hinaus wurde die Gruppengröße auf zwölf Teilnehmer verringert, um einen stärkeren individuellen Austausch zu gewährleisten. Zur Vorbereitung auf den Besuch des Denkmals hat die Stiftung Unterrichtsmaterialien in Leichter Sprache ausgearbeitet.
Beide Rundgänge entstanden in Zusammenarbeit mit der Agentur Capito Berlin. Büro für barrierefreie Information und wurden von Menschen mit Beeinträchtigungen geprüft und zertifiziert. Die Führungen sind somit besonders für Menschen mit Lese- und Lernschwierigkeiten sowie kognitiven Beeinträchtigungen und für Menschen mit nichtdeutscher Muttersprache geeignet.
Im Zuge der Erweiterung des pädagogischen Angebotes hat die Stiftung außerdem damit begonnen, Publikationen zu den von ihr betreuten Denkmälern auch in Leichter Sprache herauszugeben. So ist bereits ein Katalog zum Gedenk- und Informationsort für die Opfer der nationalsozialistischen ›Euthanasie‹-Morde sowie eine Broschüre zum Denkmal für die ermordeten Juden Europas erschienen. Weitere Veröffentlichungen sollen folgen.
Mit der Einführung der neuen barrierefreien Angebote möchte die Stiftung einen Beitrag zur Umsetzung des Übereinkommens der Vereinten Nationen über die Rechte von Menschen mit Behinderungen leisten. Ziel ist es, verstärkt Menschen mit Beeinträchtigungen die Teilhabe an historisch-politischer Bildung und der mehrheitsgesellschaftlichen Erinnerungskultur zu ermöglichen sowie das Denkmal als Gedenkort und Ort des Lernens einem erweiterten Adressatenkreis zugänglich zu machen.