INKLUSION IN BERLIN

Gemeinsames Lernen setzt sich auch an weiterführenden Schulen durch

von: Dominik Peter

Der Inklusionsanteil an Regelschulen in Berlin ist im Schuljahr 2013/14 auf den höchsten Wert seit Inkrafttreten der UN-Behindertenrechtskonvention 2009 gestiegen: Über die Hälfte aller Kinder mit Förderbedarf (54,5 Prozent) besucht in Berlin eine Regelschule (2008/09: 38,8 Prozent). Damit liegt Berlin deutlich über dem Bundesdurchschnitt von 31,4 Prozent. Gleichzeitig ist der Schüleranteil an Förderschulen gesunken. Mit diesen Zahlen schreibt Berlin seine positive Entwicklung auf dem Weg zu einem inklusiven Schulsystem fort. Das geht aus einer aktuellen Studie der Bertelsmann Stiftung hervor.

 

 
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Während sich auf Bundesebene die Chancen auf Inklusion mit jeder Bildungsstufe verringern, besucht die Mehrheit der Berliner Förderschüler auch In der Sekundarstufe eine Regelschule. An den Berliner Grundschulen beträgt der Inklusionsanteil 64,1 Prozent (Bund: 46,9 Prozent), in der Sekundarstufe besuchen noch gut 58 Prozent der Schüler mit sonderpädagogischem Förderbedarf eine Regelschule (Bund: 29,9 Prozent). Von den knapp 6.900 Förderschülern der Sekundarstufe lernen nur 3 Prozent (Bund: 5,6 Prozent) gemeinsam mit anderen Schülern an einem Gymnasium. Inklusion findet in Berlin im Sekundarbereich also hauptsächlich an Gesamtschulen bzw. den Integrierten Sekundarschulen statt.

Exklusionsquote sinkt weiter

Parallel zu den steigenden Inklusionsanteilen ist in Berlin der Schüleranteil an Förderschulen gesunken. Zwischen den Schuljahren 2008/09 und 2013/14 hat sich die Exklusionsquote, die angibt, wie viele Schüler mit Förderbedarf eine Förderschule besuchen, von 4,4 auf 3,4 Prozent verringert. Vor Inkrafttreten der UN-Behindertenkonvention lag die Exklusionsquote in Berlin bei 4,1 Prozent. In Berlin lernen damit deutlich weniger Schüler mit sonderpädagogischem Förderbedarf an Förderschulen, als dies im bundesweiten Durchschnitt der Fall ist (4,7 Prozent). Gleichzeitig wird bei immer mehr Kindern ein sonderpädagogischer Förderbedarf festgestellt. Die Förderquote ist zwischen den Schuljahren 2008/09 und 2013/14 von 7,1 auf 7,4 Prozent gestiegen (Bund: 6,8 Prozent).
Die Chancen auf einen Hauptschulabschluss an Förderschulen sind in Berlin besser als im Bundesdurchschnitt. Und dennoch verlassen nach wie vor sechs von zehn Schülern (61,9 Prozent) die Förderschule ohne Hauptschulabschluss (Bund: 71,3 Prozent).
Zusatzinformationen: Die Bertelsmann Stiftung engagiert sich für mehr Teilhabe im Schulsystem und zeichnet gemeinsam mit der Bundesbeauftragten für die Belange behinderter Menschen und der deutschen UNESCO-Kommission gute inklusive Schulen mit dem Jakob Muth-Preis aus. Regelmäßig berichtet sie auch über den Stand des gemeinsamen Lernens in Deutschland. In der vorliegenden Studie „Inklusion in Deutschland: Daten und Fakten“ hat Prof. Klaus Klemm für die Bertelsmann Stiftung die aktuellsten Zahlen der Kultusministerkonferenz aus den Bundesländern für das Schuljahr 2013/14 ausgewertet und die Entwicklungen und Veränderungen der letzten Jahre analysiert. Mit der Expertise von Prof. Klemm zum Ausbaustand des gemeinsamen Lernens veröffentlicht die Bertelsmann Stiftung auch eine ausführliche Analyse „Auf dem Weg zum gemeinsamen Unterricht?“ von Ina Döttinger und Nicole Hollenbach-Biele zu unterschiedlichen Entwicklungen in den Bundesländern und guten Praxisbeispielen aus den Gewinnerschulen des Jakob Muth-Preises.