Kreta erleben

Meine Weitsprung-Reise auf die griechische Insel.

von: Annette Juche

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Der Palast von Knossos ist auch für Rollstuhlfahrer besuchbar.

Ich wurde schon vor Jahren durch einen Flyer auf Weitsprung-Reisen aufmerksam. „Weitsprung“ ist eine gemeinnützige integrative Einrichtung, die seit mehr als 15 Jahren Reisen für Menschen mit Assistenzbedarf anbietet. Die Ziele der Reisen sind in der ganzen Welt zu finden. Ich habe aber erst vor drei Jahren meine erste Gruppen-Reise gebucht. Ich habe mich im richtigen Moment zu dieser Reise entschlossen und bin auf Menschen getroffen, die zu meinen Freunden geworden sind. Sie hat aber auch dazu beigetragen, dass ich im Alltag viel selbständiger geworden bin. Außerdem wurde ich neugierig auf die vielen Orte dieser Welt, die ich bisher noch nicht gesehen habe.
Jetzt komme ich zur Gruppenreise nach Kreta im Mai 2014. Sie war etwas ganz besonderes für mich, da ich die Möglichkeit bekam, gemeinsam mit unserem Reiseleiter, den VW-Bus zu überführen. Dieses Angebot, habe ich sehr gern genutzt. Es war ein kleines Abenteuer, denn ich durfte testen unter welchen Bedingungen es für mich als Rollifahrerin möglich ist, mit der entsprechenden Assistenz, im VW-Bus über Land und mit der Fähre von Deutschland nach Kreta zu reisen. Wir starteten von Marburg aus. Ich genoss die Reise auf dem Beifahrersitz. Die Autofahrt führte uns in drei Etappen mit zwei Übernachtungen in Richtung Kreta. Das Ziel der letzten Landetappe war der Hafen von Piräus, den wir mittags erreichten. Dort verbrachten wir noch einige Zeit in einem netten Straßencafé, da der „Check in“ für die Fähre erst am frühen Abend begann. Wir bezogen unsere Kabinen. Als ich mit dem Rolli in der Tür meiner Kabine stand, habe ich im ersten Moment gedacht: „Das funktioniert doch nie“. Es war keine ausgewiesene Rolli-Kabine. Mit Kompromissbereitschaft, Vertrauen und den Hilfestellungen durch die Assistenz kann man eben doch „weitere Sprünge machen“, als gedacht. Bevor wir schlafen gingen, erkundeten wir noch das Schiff und genossen das Wetter an Deck. Nach der zwölfstündigen Überfahrt kamen wir am nächsten Morgen am Hafen von Heraklion auf Kreta an und konnten die letzte Etappe zu unserem Hotel in Hersonissos (zirka 25 Kilometer östlich von Heraklion), ansteuern. Dort haben wir gut gefrühstückt und das Hotel und den Ort erkundet.
xxDas Hotel ist für behinderte Menschen ganz gut geeignet. Rampen sicherten den Zugang zum Hotel und in den Speisesaal, die aber, wie im südlichen Europa häufig der Fall, nicht den deutschen Standards entsprechen. Die Reisebegleiter wie auch das Hotelpersonal waren aber immer gern behilflich. Gegen Mittag konnten wir unsere Zimmer beziehen. Meins war sehr geräumig, doch im Bad war immer wieder Assistenz gefragt. Danach fuhren wir nach Fodele (Geburtsort von El Greco), einem kleinen niedlichen Örtchen inmitten von Orangenhainen. Weil aufgrund des Feiertages viele Menschen unterwegs waren, fuhren wir bald über wunderschöne kleine Sträßchen im Hinterland zurück. Abends genossen wir den Sonnenuntergang an der Strandpromenade. Am nächsten Tag stießen die anderen Weitsprung-Gäste dazu. Gegen Mittag fuhr unser Reiseleiter zum Flughafen nach Heraklion, um die Reiseteilnehmer abzuholen. Unsere Gruppe bestand aus sechs Reisenden und drei Assistenten. Vier von uns saßen im Rollstuhl und zwei Teilnehmer waren mit Rollatoren unterwegs. Da die Anreise immer anstrengend ist, haben wir am nächsten Tag den Ort und die unmittelbare Umgebung des Hotels auf uns wirken lassen. Während des gemeinsamen Abendessens wurde der Ausflug für den nächsten Tag besprochen. Fast alle Gäste entschieden sich mitzufahren.
xyxIndividuelle Planung

Die täglichen Ausflüge geben den Reisenden die Möglichkeit Land und Leute kennenzulernen. Jeder Gast hat aber auch immer die Möglichkeit im Hotel zu bleiben, am Strand zu liegen oder nach Absprache etwas Individuelles zu unternehmen. Unsere Ausflüge führten uns zu interessanten Orten und durch landschaftlich schöne Gegenden auf Kreta. Unser Reiseleiter unterhielt uns sehr kurzweilig auf den Autofahrten mit seinem Wissen über das jeweilige Ausflugsziel. Ich machte jeden Ausflug mit, nur den Gruppen-Ausflug nach Fodele ließ ich aus. Zwischendurch legten wir gemeinsame Bummeltage ein. Dann konnte jeder das tun wozu er Lust hatte. Am Morgen der Abreise ging es in zwei Etappen wieder zum Flughafen in Heraklion. Diesmal war ich dabei, denn zurück nach Deutschland flog ich allein. Nach einer kurzen Verabschiedung flogen zunächst die Frankfurter, dann die Hamburger und zu guter Letzt auch ich ab in Richtung Berlin.
xNeben den vorgeplanten Gruppenreisen gibt es auch die Möglichkeit, sich seinen ganz persönlichen Reisetraum zu erfüllen. Weitsprung-Mitarbeiter beraten gern und planen die Reise nach Ihren Wünschen und Möglichkeiten. Oder nehmen Sie Kontakt zu mir auf, um weitere Informationen aus der Sicht eines Reisegastes zu erhalten. Weiterführende Informationen finden sich unter: www.weitsprung-reisen.de.