Kurzurlaub im Haus Rheinsberg

von: Von Marianne Kunert

Haus Rheinsberg, Hotel der Fürst Donnersmarck - StiftungErholsame Tage im barrierefreien Ambiente

Seit langem wollten mein Mann und ich einen Kurzurlaub in Rheinsberg machen. Ich hatte mir aus dem Internet das Hotel am See in Rheinsberg ausgesucht. Dieses Unternehmen gehört zur Fürst Donnersmarck-Stiftung, die für barrierefreundliche Unterkünfte bekannt ist.

Mitte Juli war es endlich soweit. Wir buchten  drei Nächte (Kennenlerntage) zum Spezialpreis. Die Anreise von Berlin betrug auch nur rund eineinhalb Stunden mit dem Auto. Im Hotel angekommen, war der erste Eindruck sehr positiv. Die Eingangshalle war in warmen Terrakotta-Farben gestrichen, ebenso der Speisesaal und die übrigen Räume. Am Empfang wurden wir herzlich begrüßt und eine Empfangsdame begleitete uns in unser Zimmer. Alles schien perfekt. Der Raum bot genügend Platz für meinen Rollstuhl (Faltrollstuhl). Bei der Buchung, wird man nach speziellen Wünschen, wie der Art des Rollstuhls, einem Pflegebett und so weiter gefragt, die dann fast immer erfüllt werden. Unser Zimmer lag im zweiten Stock, hatte bodentiefe Fenster und wir hatten einen fantastischen Blick über den Grienericksee. Das Bad war auch groß genug. Nur die Toilette war für mich ein wenig zu niedrig.  Das Aufstehen gestaltete sich etwas schwierig. Ich fuhr noch mal zum Empfang und schilderte der Dame mein Problem. Sie lächelte und sagte, „einen Moment bitte“. Dann telefonierte sie kurz und sofort kam ein Zimmermädchen mit einem Toilettensitz unter dem Arm. Der wurde sofort angebracht und mein kleines Problem war behoben.

Leckeres Essen

Noch nie während meiner vielen Reisen, ist ein Problem so schnell gelöst worden, wie in diesem Hotel. Jetzt war ich nur noch gespannt aufs Essen. Am Abend besuchten wir das Restaurant, das auch gleichzeitig der Frühstückssaal war. Wir saßen auf der großen Terrasse und genossen die warme Abendluft. Das Essen war hervorragend. Es gab nichts auszusetzen. Wir sahen viele Rollstuhlfahrer, aber auch andere Behinderte in Begleitung, sowie Nichtbehinderte. Mit zwei Damen aus Berlin kamen wir ins Gespräch. Sie sagten uns, dass sie nicht behindert seien, aber den Kontakt zu diesen Menschen suchen. Das sei der Grund, warum sie dieses Hotel ausgesucht hätten. Sie wollten einfach „Behinderte“ kennenlernen und mit ihnen sprechen. Diese Aussage gefiel mir sehr und ich wünschte, es gäbe mehr Menschen, die so denken. Nach unserer ersten Nacht, wollte mein Mann sich noch ein Kissen bestellen. Wir fragten am Empfang danach und bekamen sofort ein zusätzliches Kissen plus Keilkissen. Einfach perfekt.
Jetzt freuten wir uns auf das Frühstück. Hierbei blieben keine Wünsche offen. Für jeden Geschmack war etwas dabei. Ob Müsli, Eier, Obst, Brot und Brötchen. Die Bedienung war sehr freundlich und fragte immer wieder nach unseren Wünschen. Für alle Rollstuhlfahrer gab es genügend Platz an den Tischen, oder auf der Terrasse. Das viele Grün und der Blick auf den See machten schon am frühen Morgen gute Laune.
Heute wollten wir unseren ersten Ausflug machen. Im Hotel gab es eine Info-Wand, auf der alle Ausflüge beschrieben wurden. Man brauchte sich nur einzutragen und dann zum gemeinsamen Treffpunkt begeben. Wir hatten bereits die kleine Stadt erkundet und das Touristenbüro besucht. Die Damen dort sind sehr hilfsbereit und man bekommt noch zusätzliche Tipps für weitere Sehenswürdigkeiten. Überall gibt es auch Behindertentoiletten und die Bordsteine sind rollstuhlfreundlich. Ebenso die Restaurants.

Barrierefreie Ausflüge

Wir hatten uns für eine Bootsfahrt auf dem See entschieden. Es gibt genügend behindertengerechte Boote (Rolly Tours), die für uns sehr bequem sind (auch mit Toilette). Die Boote sind nicht sehr groß, was auch seine Vorteile hat. Das Boot bietet 20 Plätze, davon für8 Rollstuhlfahrer, für innen und außen. Die Fahrt dauerte etwa zwei Stunden. Es gibt auch kürzere oder längere Fahrten. Getränke erhält man an Bord.
Nach unserer Rückkehr suchten wir ein Fischrestaurant an der Strandpromenade. Es lag in der Nähe des Hotels und wir bekamen fangfrischen Fisch serviert. Sehr zu empfehlen. Leider waren die Toiletten dort nicht barrierefrei, aber es gab genügend in der Nähe. Im Fischrestaurant war es aus baulichen Gründen nicht machbar. Alle anderen Restaurants und Cafés waren auf Rollstuhlfahrer eingestellt. Die Promenade zieht sich bis zum Schloss und ist ideal zu befahren und rund eineinhalb Kilometer lang. Im Garten des Hotels standen überall speziell erhöhte Liegen für Rollstuhlfahrer. Von dort hatte man einen wunderbaren  Blick auf den See und die untergehende Sonne.
Am Abend fuhren wir zum Schloss, wo wir im Garten ein Konzert mithören konnten. Es gibt dort regelmäßig Musikveranstaltungen und andere kulturelle Aufführungen. Die Programme sind in der Stadt angeschlagen, oder im Tourismusbüro.
Am letzten Tag fuhren wir bei strahlendem Sonnenschein durch die Landschaft bis zum Hafen. Dort gibt es ein großes Hotel. Leider nicht sehr passend für Rollstuhlfahrer, obwohl es den Anschein erweckt. Es ist befahrbar, aber sehr anstrengend. Ich war froh, als wir wieder in unser Hotel am See zurückkehrten. Wir ließen den letzten Abend auf der Hotelterrasse bei einem Glas Wein ausklingen. Ich hatte mich lange nicht so wohl gefühlt.
Am Tag der Abreise beschlossen wir, auf jeden Fall wiederzukommen. In diesem Hotel hatte ich nie das Gefühl behindert zu sein. Alles passte und war perfekt auf den Gast abgestimmt. Das Personal war immer sehr freundlich und zuvorkommend, was auch nicht in jedem Hotel selbstverständlich ist. Das Einzige, was man noch zufügen könnte, wäre vielleicht ein Automat für Getränke und Eis in der Hotelhalle. Man hat mir versprochen, dies bei der künftigen Planung zu berücksichtigen.
Mein abschließendes Urteil: Unbedingt selbst hinfahren und genießen.