Medaillen-Regen für das deutsche Team

„Das fühlt sich super gut an."

von: Berliner Behindertenzeitung

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Ein Traum hat sich erfüllt: Bronze für Kathrin Müller-Rottgardt mit Guide Sebastian Fricke. Foto: © Ralf Kuckuck/DBS.

Katrin Müller-Rottgardt und Sebastian Fricke sprinten zu Bronze

Katrin Müller-Rottgardt hat mit ihrem Guide Sebastian Fricke bei den Paralympics im brasilianischen Rio de Janeiro Bronze über die 100 Meter der Klasse T12 gewonnen. Die 34-Jährige, die für den TV Wattenscheid startet und von Simone Lüth trainiert wird, sprintete in persönlicher Bestleistung von 11,99 Sekunden ins Ziel, nachdem sie schon im Vorlauf in 12,11 Sekunden eine starke Leistung gezeigt hatte.

Claudia Nicoleitzik gewinnt Silber über die 100 Meter

Die 26-jährige Saarländerin, die von Evi Raubuch trainiert wird und für den TV Püttlingen startet, sprintete in persönlicher Bestleistung von 14,64 Sekunden ins Ziel. Schon im Vorlauf hatte sie in 14,71 Sekunden ihren eigenen Rekord unterboten und war mit der drittschnellsten Zeit ins Finale eingezogen. „Als ich auf die Anzeigetafel geschaut habe, war ich sehr überrascht über die Zeit“, sagte Nicoleitzik glücklich.

In einem dramatischen Rennen lag sie zur Hälfte auf Platz vier, dann strauchelte die Brasilianerin Tascitha Oliveira Cruz und Nicoleitzik erkämpfte mit einem starken Finish sogar noch die Silbermedaille. „Als ich gemerkt habe, dass ich Vierte bin, dachte ich schon kurzzeitig: Keine Medaille, das ist schade. Aber dann habe ich mich reingekämpft und zum Ende lief es besser.“

Paralympics-Siegerin wurde die Argentinierin Yanina Andrea Martinez 14,46 Sekunden, Bronze holte die Kolumbianerin Martha Liliana Hernandez Florian in 14,71 Sekunden.

Für Nicoleitzik, deren jüngere Schwester Nicole in Rio ebenfalls startet, ist es schon die fünfte Medaille bei Paralympischen Spielen. In Peking (China) 2008 gewann sie zwei Mal Silber, in London (Großbritannien) 2012 zwei Mal Bronze.

Schon am Dienstag hat sie über 200 Meter die nächste gute Chance auf eine Medaille, wenn sie sich am Montag für das Finale qualifizieren kann. „Da kommt dann noch eine Chinesin dazu, die heute nicht dabei war. Mein Ziel ist es soweit wie möglich nach vorne zu laufen.“ Am Donnerstag läuft sie in der 4×100-Meter-Staffel der Klassen T35-T38.

Einen konkreten Feierplan hatte sie unmittelbar nach dem Rennen nicht: „Wir haben gestern nur darüber gesprochen, wie schwer es werden würde, eine Medaille zu gewinnen, weil so viele Mädels so stark sind. Dass es jetzt geklappt hat, ist umso schöner.“

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Felix Streng lässt sich mit der Flagge feiern. Foto: © Ralf Kuckuck/DBS.

Felix Streng gewinnt Bronze über 100 Meter

Felix Streng hat im Rennen über 100 Meter der Klasse T44 Bronze gewonnen und damit bei seinem Paralympics-Debüt gleich eine Medaille geholt. Der 21-Jährige, der für den TSV Bayer Leverkusen startet und von Karl-Heinz Düe trainiert wird, sprintete in 11,03 Sekunden zu Bronze und verfehlte Silber nur um eine Hundertstelsekunde.

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Denise Grahl. Foto: © Binh Truong / DBS.

Mit erneutem Europarekord zu Silber

Tobias Pollap hatte sich gerade noch über seine Zeit und Platz acht im Finale über 50 Meter Freistil geärgert, da ballte er auch schon jubelnd die Faust. Denn soeben war Teamkollegin Denise Grahl zu Silber geschwommen. Und die Freude in der deutschen Mannschaft war entsprechend groß – schließlich war es die erste Medaille der Schwimmerinnen und Schwimmer von Bundestrainerin Ute Schinkitz bei den Paralympics in Rio de Janeiro. Mit neuem Europarekord sicherte sich die 23-jährige Schwerinerin, die für den Hanse SV Rostock startet, in 33,16 Sekunden über 50 Meter Freistil Platz zwei.

Nikolai Kornhaß holt Bronze im Judo

Nikolai Kornhaß, der für die Gundelfinger Turnerschaft startet, hat heute die Bronzemedaille bei den Paralympics im Judo gewonnen. Der 23-jährige Student besiegte den Japaner Aramitsu Kitazono in der Klasse bis 73 kg nach 43 Sekunden mit einem Uchi-Mata-Sukashi, nachdem er schon nach 16 Sekunden mit einem Kouchi-Gari in Führung gegangen war.

Nikolai Kornhaß hat damit die von Cheftrainerin Bruckmann vorgegebene Zielstellung bei seinen ersten Paralympics eindrucksvoll umgesetzt. Kornhaß bereitet sich seit zwei Jahren professionell auf den Wettkampf vor und war im Vorfeld auf Platz 4 der Welt einsortiert worden. Er hatte im Halbfinale gegen den späteren Sieger Gasimov aus Aserbaidschan verloren.
Nikolai Kornhaß: „Das fühlt sich super gut an. Dass das jetzt so geklappt hat, das freut mich. Man hofft darauf, aber wenn es wirklich wahr ist, dann ist es eine Erleichterung. Die Stimmung ist sensationell, wir können uns nicht über leere Ränge beschweren. Das ist super. Ich habe Bronze gewonnen, daher habe ich alles richtig gemacht. Zwischen Viertelfinale und Halbfinale hatte ich wenig Zeit zur Erholung, da habe ich mich unter Wert verkauft. Jetzt ist es egal, ich bin mit Bronze zufrieden. Ich freue mich jetzt auf das Deutsche Haus und hoffentlich noch etwas besseres Wetter.“
Sebastian Jung hatte am Morgen in seinem ersten Kampf gegen den Iraner Sayed Nouri Jafari in der Klasse bis 81 Kg nach 4:25 min verloren. Obwohl er bis zur Mitte des Kampfes diesen dominiert hatte, wurde er klassisch bei einem Angriff ausgekontert. Damit war er aus dem Rennen um die Medaillen direkt ausgeschieden. Cheftrainerin Carmen Bruckmann: „Geil Mann. Ich habe es gehofft, es lief perfekt vom Nikolai. Ich bin sehr zufrieden, denn ich habe eigentlich das erst in einem Jahr für möglich gehalten. Wenn Nikolai sich so weiter entwickelt, dann haben wir in vier Jahren großen Spaß. Beim Sebastian war es sehr knapp. Wir haben den Gegner nicht so stark eingeschätzt gehabt, wir hatten ihn nicht auf dem Schirm. Da hat Sebastian heute etwas das Glück gefehlt.“