Mehr Männer leisten Care-Arbeit

Männer nehmen bei der Pflege von Angehörigen frühzeitig professionelle Hilfe in Anspruch

von: Berliner Behindertenzeitung

Mann mit Seniorin im RollstuhlMehr als 2,6 Millionen Menschen in Deutschland sind im Sinne des Pflegeversicherungsgesetzes pflegebedürftig. Zwei Drittel von ihnen werden zu Hause versorgt.

Laut einer Erhebung des Bundesfamilienministeriums sind die meisten der pflegenden Angehörigen weiblich. Allerdings hat der Anteil pflegender Männer in den letzten Jahrzehnten deutlich zugenommen. Waren es 1991 noch 17 Prozent, so sind es heute bereits rund 30 Prozent. Während die meisten pflegenden Frauen zwischen 50 und 55 Jahre alt sind und sich mehrheitlich um ein Elternteil kümmern, sind es bei den pflegenden Männern überwiegend Rentner, die ihre pflegebedürftige Partnerin betreuen.

Die meisten Männer in Deutschland halten die professionellen Pflegeeinrichtungen für am besten geeignet, sich fach- und menschengerecht um alte, kranke und behinderte Menschen zu kümmern. Laut Bundesfamilienministerium seien nur wenige bereit, ihre Arbeitszeit zu reduzieren, um sich der Pflege eines Angehörigen zu widmen. Viele befürchten Nachteile am Arbeitsplatz oder Einbüßen im Einkommen. Das jedoch bedeute nicht, dass sich Männer generell der Pflegeverantwortung entzogen. Im Gegenteil: Bei Krankheit der Frau oder Behinderung eines Kindes begegneten die meisten Männer der Herausforderung mit großem Engagement. Bei den vom Ministerium erfragten Motiven für ihre Unterstützung geben die meisten Männer Liebe und Dankbarkeit an. Viele wollen als Pflegende zurückgeben, was sie im Laufe ihrer Partnerschaft an Zuwendung und Unterstützung erfahren haben.

Offenbar gehen Männer organisatorisch anders an die Pflege von Angehörigen heran als Frauen. Oft nehmen sie frühzeitig professionelle Hilfe in Anspruch, vor allem für die körpernahen Pflegeaufgaben.

Dadurch beugen sie besser als pflegende Frauen der Gefahr der Selbstausbeutung vor, fühlen sich seltener überfordert und entwickeln seltener eine Depression. In ihren Pflegealltag bringen sie zudem oft berufliche Erfahrungen und handwerkliche Talente ein, konstruieren beispielsweise einen durch Seilwinde betriebenen Hebelift oder entwickeln eine Software zur Steuerung der Kommunikation durch das Auge der Kranken.