Mein, Dein, Unser: Ulrike (44 Jahre)

Der „Europäische Protesttag für Menschen mit Behinderungen“

von: Lutz Kaulfuß

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Ulrike (im Bild rechts). Fotograf: Lutz Kaulfuß.

Eine der wichtigsten Aktionen des Berliner Behindertenverbandes e.V. ist seit vielen Jahren die Organisation eines Protesttages am 05. Mai. Kamen in den 90er Jahren gerade einmal 70 Personen, kommen mittlerweile bis zu 2.000 Teilnehmer. Dies ist sicherlich ein Erfolg. Doch was bedeutet der Aktionstag eigentlich den Teilnehmern? Was sind ihre Wünsche, Forderungen, Erwartungen und Erfahrungen, die mit dem Protesttag verbunden sind? Ist es ein „Tag der Begegnung“, wie ihn dieses Jahr die Aktion Mensch ausrief oder doch eher ein Protesttag für politische Forderungen. Die BBZ hat sowohl behinderte als auch nichtbehinderte Teilnehmer hierzu eingeladen, sich zu äussern.

Zur Person: Ich bin 44 Jahre und habe Myelomeningocele.

Wieso nimmst Du teil? Weil ich finde, dass wir uns in diesem Jahr in einer ganz wichtigen Phase der Entwicklung des Teilhabegesetzes befinden und wichtige Aspekte einfach laut gefordert werden müssen, damit nichts verloren geht. Ich denke da an die Forderung der Einkommensunabhängigkeit der Leistungen innerhalb der Hilfe zur Pflege bzw. des Leistungskomplex 32, aber auch an Menschen, die in Einrichtungen leben.

Was wünschst Du Dir? Dass wir mehr werden, öfter aktiv werden. Vielleicht auch andere Medien nutzen. Und mehr Gemeinsamkeiten suchen: zwischen Menschen mit unterschiedlichen Einschränkungen und überhaupt zwischen allen, die auch auf Barrieren stoßen. Ich wünsche mir außerdem, dass mehr Menschen verstehen, was das menschenrechtliche Modell von Behinderung ist, nämlich: dass eine Rampe noch keine Gleichberechtigung macht. Verstehen, dass es um Gleichberechtigung geht, um soziale Standards, um gleiche bürgerliche, politische, soziale und kulturelle Rechte.

Was nervt Dich? Wenn der Protesttag „weichgespült“ wird, z.B. wenn aus dem Protesttag ein „Tag der Begegnungen“ gemacht werden soll.

Glaubst Du, wir können mit solchen Demos was bewegen? Ja. Ich glaube, wir brauchen wieder mehr öffentlichkeitswirksame Aktionen.

Findest Du es gut, dass der BBV diese Demo abhält? Wer sollte es sonst tun?! Ne, im Ernst: wir sollten die Veranstaltung auf noch mehr Kanälen bewerben und auch die vielen Aktionen, die außerhalb des Brandenburger Tores stattfinden.

 

Alle Portraits wurden in der BBZ-Ausgabe Juli/August veröffentlicht und können hier als PDF herunter geladen werden (einfach anklicken): BBZ_2015-07_Panorama_6_7

 

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