„Nachbarschaft inklusive entdecken“

von: Dominik Peter

xxxxVersteheAm 24. März 2017 findet von 16.30 bis 20.00 im Nachbarschaftshaus Urbanstraße eine Feier zur Veröffentlichung des Kreuzberger Kiez-Atlanten statt. Der Kiez-Atlas ist ein Projekt, bei dem Berliner ihren Kiez erkunden. Sie lernen inklusive Angebote in ihrem Lebensumfeld kennen und gestalten diese mit. Für den 24. März ist im Nachbarschaftshaus ein buntes Kulturprogramm mit Live-Musik und einem Theater-Sketch geplant. Bei der Organisation ist die Barrierefreiheit zentrales Ziel, so werden die Vorträge in „Leichter Sprache“, also mit einfachen Worten und kurzen Sätzen gehalten und es werden auch Gebärdendolmetscher mitwirken. Wer Lust hat, zu der Feier zu kommen (besonders Gruppen), wird darum gebeten, sich vorab anzumelden (E-Mail: kiezatlas@nachbarschaftshaus.de).

Ein gemeinsames Projekt

Da kamen einige zusammen, Aktive aus dem Kiez, jüngere, ältere, mit Rollstuhl oder Rollator, mit Lern- oder Sprachschwierigkeiten und auch Frauen und Männer mit Migrationshintergrund. Dazu kam auch Lust gemeinsam Neues zu beginnen, einiges an schon erreichter Barrierefreiheit im Kreuzberger Graefekiez als Voraussetzung für gemeinsame Unternehmungen hier und vor allem auch Neugier, ob und wie Frau/Mann hier nicht nur der Barrierefreiheit, sondern auch der Inklusion ein Stück näher kommen kann. Fertig geworden ist jetzt der neunte, also nicht der erste Kiez-Atlas, und so ist er hoffentlich auch auf Grundlage der früher schon gemachten Erfahrungen ein bisschen gewachsen, vielleicht auch im Hinblick auf die für ihn gesetzten Ziele: „Das Verbleiben in den eigenen Wohnungen setzt voraus, dass die Angebote in der Nachbarschaft verbessert werden“, schreibt Sigrid Gwiasda, Mitglied der Seniorenvertretung Friedrichshain-Kreuzberg in ihrem Vorwort zu diesem Kiez-Atlas. „Das betrifft zum Beispiel die ärztliche Versorgung, die häusliche Pflege oder den niedrigschwelligen Zugang zu Informationen in einfacher Sprache. Um diese Ziele zu erreichen, ist eine bessere Vernetzung notwendig. Ein Weg dahin soll der Kiez-Atlas sein.“

Wie lief’s konkret?

Im Kreuzberger Kiez-Atlas finden sich Bilder, Informationen und Gedanken zu zahlreichen Orten im Kreuzberger Graefekiez (und anderen Nachbarschaften in Kreuzberg), zu „Lieblingsorten“ der Beteiligten, die als solche vielleicht/hoffentlich auch für andere, für Leser interessant werden können. Der Vorstellung und Beschreibung dieser Orte im Kiez-Atlas gingen immer gemeinsame Spaziergänge bzw. Spazierfahrten voraus: zum Park am Gleisdreieck, zu den Prinzessinnengärten am Moritzplatz, zum Gesundheitszentrum in der Bergmannstraße, zu und in die Heilig-Kreuz-Kirche, zum Künstlerhaus Bethanien oder an viele andere Orte wie der früher als „Schikanepromenade“ bekannten, heute eher unbekannten, aber grün-bezaubernden Fontanepromenade zwischen Südstern und Urbanstraße.

Eine Entdeckung war offenbar das Künstlerhaus Bethanien: „Genial, dass die Kunsträume barrierefrei und ohne Eintritt nutzbar sind.“ So lautet die Überschrift auf den Seiten dazu. „Hoffe, dass nach der Sanierung alle Jugendlichen angesprochen werden“, lautet die Überschrift auf den Seiten zur Naunynritze, einem Nachbarschaftstreff mit offenem Jugendbereich in der Naunynstraße, der nach einem Umbau bis 2018 barrierefrei, also auch für Jugendliche mit Mobilitätseinschränkungen oder Lernschwierigkeiten erreichbar und nutzbar sein soll.

Aktuelle Infos und Visionen

Viele Fotos laden optisch zu Ausflügen an die entsprechenden Orte ein. Neben kurz gefassten Beschreibungen der jeweils vorgestellten Orte sollen viele, auch graphische Informationen die Orientierung vor Ort erleichtern: für die Anfahrt, im Hinblick auf die jeweiligen Möglichkeiten auch für Menschen mit Handicaps vor Ort und die für alle nutzbaren Angebote dort. Genannt wird, was den Kiez-Atlas-Aktiven besonders gefallen hat, und auch, was ihres Erachtens vor Ort noch besser gestaltet bzw. eingerichtet werden könnte.

In einer Hinsicht unterscheidet sich dieser Kiez-Atlas ganz deutlich von anderen Atlanten: Neben detaillierter Darstellung des Gegebenen an bestimmten Orten weist der Kiez-Atlas immer wieder über das Bestehende hinaus, wenn zum Beispiel im Hinblick auf die weitgehende Barrierefreiheit im Ärztehaus in der Bergmannstraße eine so oft noch fehlende barrierefreie medizinische Versorgung umrissen wird: „Barrierefreiheit betrifft nicht nur den Fahrstuhl oder eine Rampe. Ein geschulter Umgang der Mitarbeitenden mit den verschiedenen Formen von Behinderung ist wichtig: Wie spreche ich blinde Patienten an? Beherrsche ich die Gebärdensprache? Wie erkläre ich in einfacher Sprache?“ In dieser Hinsicht verweist der Kiez-Atlas immer wieder darauf, dass hier viele Menschen mit Handicaps beteiligt waren, auf ihren Blick und ihre Visionen.  Das Kiezatlas-Team.