Neues aus Pankow

Weltkulturerbe nichts für mobilitätsbehinderte Menschen?

von: Ute Schnur

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Wohnstadt Carl Legien (entworfen von Bruno Taut) in Berlin-Prenzlauer Berg, Deutschland (Trachtenbrodtstr. 19/20, an der Erich-Weinert-Straße). Foto: Doris Antony, Berlin.

Die Carl-Legien-Siedlung ist ein sehenswertes Weltkulturerbe. Es lockt viele Touristen in unseren schönen Bezirk Pankow.
Einen Schönheitsfehler hat die Sache: In dieser Siedlung darf nichts verändert werden, da sie sonst den Status verliert, ein Weltkulturerbe zu sein.
Dem Bezirk wurde von der Monitoring Kommission der UNESCO – Abteilung Deutschland für die Welterbe – Objekte sogar untersagt, im öffentlichen Straßenland Veränderungen vorzunehmen. Dies bedeutet, dass Bordsteigabsenkungen nicht stattfinden werden. Einige sehr schmale Gehwege, auf denen sich zwei Kinderwagen kaum begegnen können, werden nicht verbreitert. Dabei wäre der Platz vorhanden! Aber eine ein wenig versetzte Bordsteinkante könnte das Weltkulturerbe verschandeln.
In Zeiten des demografischen Wandels in der Bevölkerung kann ich die Haltung der Monitoring Kommission der UNESCO nicht nachvollziehen. Berlin hat ein Gleichberechtigungsgesetz, die BRD hat ein Gleichstellungsgesetz, und es gibt die UN-Behindertenkonvention. Angesichts dieser Tatsachen ist mir unbegreiflich, dass selbst im öffentlichen Straßenland (das jedem zugänglich sein sollte) der Denkmalschutz über der Barrierefreiheit steht. So werden RollstuhlfahrerInnen, RollatornutzerInnen und Eltern mit Kinderwagen eingeschränkt, diese Siedlung zu bewundern – also diskrimiert. In Anbetracht dessen, dass jeder einmal aufgrund des Alters oder durch eine Erkrankung bzw. Unfall auf Hilfsmittel, wie Rollatoren oder Rollstühle, angewiesen sein könnte, sollte diese Entscheidung noch einmal überdacht werden, auf Bordabsenkungen und Verbreiterung einiger Gehwege zu verzichten. Ich denke, dies würde die Carl-Legien-Siedlung noch attraktiver machen.