Für die Berliner Behindertenzeitung (Kurzform BBZ) ist es ein enorm großer Schritt. Bisher wurde die komplette Zeitung von rein ehrenamtlich Tätigen gestemmt. Die Betonung liegt auf „bisher“. Seit dem 10. Oktober gibt es eine Festanstellung bei der BBZ. Mit Jasper Dombrowski (21 Jahre) wurde ein Grafiker angestellt, der gerade erst seine Ausbildung zum Mediengestalter Digital/Print (mit Schwerpunkt Print) abgeschlossen hat.
Jasper, der in Berlin geboren wurde und lebt, hatte im Vorfeld des im Mai stattgefundenen Protesttags Kontakt mit dem BBV aufgenommen. Mit der von ihm und seinen Freund Linus gestalteten Internetseite „Handicap Lexikon – kinderleicht“ wollte er als Unterstützer des Protesttags aufgenommen werden. Was wir natürlich begrüßten.
Es entspann sich in der Folgezeit ein längerer Emailverkehr, denn bei der Ansicht seines Portfolios war uns bei der BBZ klar geworden: Jaspers Kreativität sollte bei der BBZ in irgendeiner Art und Weise eingebunden werden.
Jasper kann wegen seiner Behinderung nicht sprechen. Macht nix, denn seine Augen und seine Körperhaltung verraten einem viel. Und wenn es mal was zu sagen gibt, schreibt er es in sein iPad mit Sprachausgabe. Für uns alle beim Berliner Behindertenverband und der Berliner Behindertenzeitung ist Jasper eine echte Bereicherung. Auch wir Behinderte haben irgendwo im Inneren unsere Vorurteile. Ja, die sollten gerade wir nicht haben. Doch Jasper hat sie mit seiner Ausstrahlung alle weggeblasen.
Lachen, bis die Tränen kommen
Jasper benötigt eine Assistenz. Sei es bei alltäglichen Dingen – wie dem Essen – oder bei beruflichen Anlässen. Hilfsbereit sind wir beim BBV ja, aber manchmal auch unüberlegt. Immer montags übernimmt Petra Mach die Aufgabe der Arbeitsassistenz. Sie ist sehbehindert – für uns Kollegen ist die Sehbehinderung aber irgendwie nicht mehr existenz. Zu sehr haben wir uns daran gewöhnt. Nach dem ersten Assistenztag kam Petra auf mich zu und schilderte mir, wie anschließend Jaspers Kleider und der Boden aussehen, wenn eine nahezu Blinde einen stark behinderten Menschen füttert: Es landet die Hälfte nicht im Mund – weil sie den Mund nicht sieht und trifft – sondern auf dem Boden. Ich stelle mir das bildlich vor und Jasper, Petra und ich müssen herzhaft lachen. Wir lachen, bis uns die Tränen kommen. Wir verstehen uns in diesem Moment einfach wunderbar – über die Grenzen der Behinderung hinausgehend.
Was Jasper bisher so alles erstellte und erschuf, und welche Kreativität er besitzt, können Interessierte auf seiner eigenen Homepage sich anschauen (www.jasperdombrowski.de). Wer mit Jasper kommunizieren will, kann dies unter grafik@berliner-behindertenzeitung.de. Oder man besucht seinen Blog auf www.handicap-lexikon.de.