Es geschah an einem Tag, an dem frau/man wohl lieber an ganz anderes denken möchte, an einem Mittag im August, die genauen Wolken- oder Sonnenverhältnisse und die Temperaturen sind uns allerdings nicht bekannt.
Und es geschah auf einem offenbar sehr holprigen Gehweg, wo eine Rollstuhlfahrerin notwendige Erledigungen vornahm, so lange, bis die Achse der Radaufhängung von einem der Räder ihres Rollstuhls kaputt ging, der Rollstuhl so nicht mehr nutzbar war, die Nutzerin so also nicht weiterfahren konnte und fest saß.
Im Kontakt mit dem Sanitätshaus
Als die Betroffene bei dem somit versicherungsrechtlich zuständigen, ja, verantwortlichen Sanitätshaus anrief, wurde ihr zunächst mitgeteilt, dass es über zwei Stunden dauern würde, bis ein Techniker des Sanitätshauses bei ihr sein könne, „da ja alle Fahrer in Berlin und Brandenburg unterwegs waren“. Mitgeteilt wurde ihr auch, dass man sie nicht nach Hause fahren könne, da man (also das Sanitätshaus) das nicht dürfe: „Wir haben keine Zulassung für eine Personenbeförderung“ und deshalb habe man auch im Falle eines Unfalls keinen Versicherungsschutz. Als Konsequenz aus all diesen nicht bestehenden Möglichkeiten wurde der Betroffenen deshalb offenbar der Vorschlag gemacht, den Elektrorollstuhl in einem Geschäft abzustellen und bereits nach Hause zu fahren, um die Wartezeit abzukürzen.
Der Streitpunkt
Im Mittelpunkt der entstandenen Auseinandersetzung stand aber offenbar, dass der Betroffenen, die ja offensichtlich jetzt gro0e Probleme hatte, sich fort- oder nach Hause oder anderswohin zu bewegen, vom Sanitätshaus kein Leih-Elektrorollstuhl zur Verfügung gestellt wurde, der ihr für den Heimweg und dann auch in ihrer Wohnung wieder Möglichkeiten der Fortbewegung und Alltagsbewältigung geboten hätte. In einem Schreiben an die Betroffene teilte das Sanitätshaus dazu Folgendes mit: „Sie hatten einen Notfall und waren somit tourentechnisch nicht eingeplant, so dass es völlig verständlich ist, dass der Mitarbeiter, der zu ihnen gekommen ist, keinen passenden Rollstuhl für Sie dabei hatte. Wir haben Ihnen aber vor Ort mitgeteilt, dass wir den Elektrorollstuhl am heutigen Tag sofort reparieren und Sie ihn dann am Donnerstag wieder zurückbekommen, so dass Sie nur einen Tag ohne Elektrorollstuhl sind.“
Der Hintergrund
Es war offenbar gar nicht so einfach, für all diese technischen oder organisatorischen Probleme eine Lösung zu finden. Möglicherweise gab es es aber noch ein ganz anderes Hindernis, das wir hier den Leserinnen und Lesern nicht vorenthalten möchten: Der Betroffenen wurde schließlich auch noch mitgeteilt, „(…), dass wir erst am 21.8.2014 bei Ihnen waren und alle vier Radgabellager der Räder getauscht haben, da diese ausgeschlagen waren und Sie bereits im vergangenen Jahr, am (…), einen Achsbruch ebenfalls in der …straße hatten.“ Diese wiederholten Rollstuhlpannen, die für Rollstuhlfahrerinnnen und -fahrer immer nur schwer zu lösende, nicht gerade erstrebenswerte Problemsituationen darstellen, erklären sich jetzt für das Sanitätshaus so, dass die Betroffene „(…), obwohl es in Ihrem Wohngebiet Möglichkeiten gibt, auf andere Nebenstaßen ohne großen Umweg auszuweichen, immer die … straße lang fährt, um demonstrativ zu belegen, dass diese Straße (Gehweg) aufgrund von überlappenden Gehwegplatten nicht für Rollstuhlfahrer geeignet ist.“ Eine Panne als behindertenpolitische Demonstration? Das Kostenkalkül eines Sanitätshauses sollte unseres Erachtens vor so abwegigen Gedanken Halt machen. Die einzig humane und respektvolle Möglichkeit für Reha-Firmen, sich auch im Hinblick auf eventuell durch Straßen- oder Gehwegsschäden verursachte Kosten abzusichern, wäre unseres Erachtens ein Engagement eines solchen Unternehmens beim Ausbau und zur Sicherung von Barrierefreiheit hier in Berlin.
Noch ein Hinweis
Abschließend hier noch ein Hinweis auf den hiesigen privaten Rollstuhlpannendienst, der seit jetzt rund zehn Jahren durchgängig rund um die Uhr seine Dienste anbietet. Dabei kann es um eine gebrochene Achse, einen defekten Motor, einen platten Reifen oder anderes gehen. Zur Frage, wer die Kosten für die Reparatur übernimmt, wollen und können wir hier aber keine Auskunft geben: Im Internet ist unter www.rollstuhlpannendienst.de Genaueres zu erfahren.