Am 5. Mai war der Europäische Protesttag zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderung. Zahlreiche Behindertenverbände, Institutionen und Selbsthilfevereine haben sich auch dieses Jahr wieder an der Protestveranstaltung vor dem Bundeskanzleramt und dem Brandenburger Tor beteiligt. Wie die Jahre zuvor war der Berliner Behindertenverband e.V. einer der vier Mitorganisatoren.

Dominik Peter, Vorsitzender des Berliner Behindertenverbandes, bei der Auftaktveranstaltung vor dem Bundeskanzleramt. Foto: Stephan Trappe / Aktion Mensch
Der Auftakt der großen Protestaktion, die traditionell vor dem Bundeskanzleramt startete, stand dieses Jahr unter dem Motto „Ohne Bundesteilhabegesetz keine Inklusion“. Zur Auftaktkundgebung kamen nach Veranstalterangaben rund 3.500 behinderte und nichtbehinderte Teilnehmer. Als Hauptrednerin vor dem Bundeskanzleramt trat Verena Bentele, die Behindertenbeauftragte der Bundesregierung auf. In Ihrer Rede mahnte sie ein Bundesteilhabegesetz an, „das auch seinen Namen verdient“. Aber auch die Wahlrechtsausschlüsse von Menschen, die unter einer Totalbetreuung stehen, wurden von ihr kritisiert.
Auch Dominik Peter, Vorsitzender des Berliner Behindertenverbands, forderte, dass Menschen mit Behinderung von der Politik nicht länger „hingehalten werden dürfen. Schließlich wird seit über 40 Jahren immer wieder ein Bundesteilhabegesetz versprochen. Doch geschehen ist bisher nichts. Damit soll endlich Schluss ein.“
Dominik Peter erinnerte bei dem gelungenen Auftakt aber auch daran, dass dieser 5. Mai den behinderten Menschen gewidmet ist. „Der Tag soll ihnen gehören und ihnen Kraft, Mut und Energie geben, sich auch die kommenden 365 Tage für die Belange behinderter Menschen einzusetzen“. Um allen Teilnehmern einen Impuls mit auf den Weg zu geben, fand nach dem Protestzug, der vom Bundeskanzleramt zum Brandenburger Tor führte, am Pariser Platz ein umfangreiches Rahmenprogramm statt.
Wir können auch feiern
Traditionell gab es auf auf dem Pariser Platz zunächst einen politischen Schlagabtausch. Hierzu waren die behindertenpolitischen Sprecher der vier im Bundestag vertretenen Parteien zur großen Show-Bühne gekommen. Sie standen André Nowak, dem Stellvertretenden Vorsitzenden vom Berliner Behindertenverband, der immer wieder kritisch nachfragte, Rede und Antwort.

Promis und Organisatoren vor der Inklusionswand (vl.n.r.): Ulla Schmidt (SPD), Petra Groß (Lebenshilfe e.V.), Dominik Peter, Petra Mach (beide Berliner Behindertenverband e.V.) und Armin von Buttlar (Aktion Mensch). Foto: „Stephan Trappe / Aktion Mensch“
Auch Prominenz, wie etwa Ulla Schmidt (SPD), Dr. Ilja Seifert (Bundesvorsitzender des Allgemeinen Behindertenverbandes in Deutschland), Raúl Krauthausen oder die paralympische Goldmedaillengewinnerin Anna Schaffelhuber waren mit von der Partie. Doch auch auf die musikalische Unterhaltung wurde an diesem Nachmittag viel Wert gelegt. Dank des großen Engagements der Aktion Mensch, die dieses Jahr ihr 50-jähriges Jubiläum feiert, gab es ein ausgezeichnetes Programm. Neben dem Popstar Andreas Bourani traten unter anderem die inklusiven Bands „Station 17“ und „Bitte lächeln“ auf.
Europäischer Protesttag zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderung
Tausende Aktivisten kamen bundesweit am 5. Mai zusammen, um für das selbstverständliche Zusammenleben von Menschen mit und ohne Behinderung einzutreten. Im Rahmen des Europäischen Protesttags unterstützte die Aktion Mensch bundesweit rund 750 Aktionen mit ihrem „Café der Inklusion“, die zwischen dem 26. April und dem 11. Mai stattfanden. Die zentrale Protestaktion fand jedoch am 5. Mai in Berlin statt. Dort wurde eine Auftaktveranstaltung vor dem Kanzleramt mit anschließendem Protestmarsch und einer großen Abschlusskundgebung begangen. Organisatoren dieser zentralen Aktion waren neben dem Berliner Behindertenverband e.V. auch der Sozialverband Deutschland – Landesverband Berlin-Brandenburg und die Bundesinitiative „Daheim statt Heim“.