Schwerbehinderte Menschen häufiger arbeitslos

Demografischer Wandel lässt Arbeitslosenzahl steigen.

von: Dominik Peter

Die Bundesagentur für Arbeit hat einen umfassenden Arbeitsmarktbericht mit Fokus auf schwerbehinderte Menschen vorgelegt.

Die schlechte Nachricht ahnen viele Leser bereits: Die Zahl der schwerbehinderten Menschen, die sich in 2013 arbeitslos gemeldet haben, ist gestiegen. Und zwar um ein Prozent auf nunmehr 179.000.

Laut der Arbeitsagentur sind die wichtigsten Fakten folgende:

  • Die Beschäftigung schwerbehinderter Menschen ist in den letzten Jahren kontinuierlich gestiegen. Dennoch hat die Arbeitslosigkeit zuletzt leicht zugenommen.
  • Fast zwei Fünftel der arbeitslosen schwerbehinderten Menschen sind 55 Jahre und älter. Daher wirkt sich das Auslaufen der Sonderregelungen für Ältere besonders stark auf die Zahl älterer schwerbehinderter Arbeitsloser aus.
  • Anteilig finden sich bei schwerbehinderten Arbeitslosen etwas mehr Fachkräfte als bei nicht schwerbehinderten Arbeitslosen.
  • Schwerbehinderten Arbeitslosen gelingt es trotzdem seltener als nicht schwerbehinderten, eine Beschäftigung am ersten Arbeitsmarkt aufzunehmen – gemessen am Arbeitslosenbestand werden sie allerdings auch nicht so häufig arbeitslos.
  • Die Dynamik der Arbeitslosigkeit ist – auch in der mittleren Altersgruppe der 25- bis unter 55-Jährigen – bei schwerbehinderten Arbeitslosen deutlich geringer als bei nicht schwerbehinderten. Die Dauer der Arbeitslosigkeit und der Anteil der Langzeitarbeitslosen sind daher deutlich höher.
  • Die Zahl der schwerbehinderten Menschen, die an Maßnahmen aktiver Arbeitsmarktpolitik teilgenommen haben, ist zurückgegangen. Besonders starke Rückgänge gab es bei Marktersatzmaßnahmen (insbesondere Arbeitsgelegenheiten). Anstiege waren bei Instrumenten der beruflichen Weiterbildung und bei Maßnahmen zur Aktivierung und berufliche Eingliederung zu verzeichnen.
  • Von den geförderten schwerbehinderten Menschen haben zwei Fünftel an allgemeinen oder besonderen Maßnahmen zur Förderung der Teilhabe behinderter Menschen am Arbeitsleben teilgenommen – waren also schwerbehinderte Rehabilitanden.

 

Doch der Bericht hat auch noch andere trübe Zahlen: Schwerbehinderte Menschen sind zudem auch weitaus häufiger Langzeitarbeitslos.

 

Gründe für diese Zahlen, benennt die Arbeitsagentur auch gleich noch.  Im Durchschnitt des Jahres 2013 haben 63.000 schwerbehinderte und ihnen gleichgestellte Menschen an  Maßnahmen aktiver Arbeitsmarktpolitik teilgenommen. Das waren rund 4.000 (6 Prozent) weniger als im vorangegangenen Jahr. Gut 38.000 der Teilnehmer wurden aus Mitteln der Arbeitslosenversicherung gefördert  – gut 3.000 oder 8 Prozent weniger als im Vorjahr. Aus Mitteln der Grundsicherung für Arbeitsuchende sind gut 24.000 Personen gefördert worden – im Vergleich zum Vorjahr knapp 1.000 oder 3 Prozent weniger.

 

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Arbeitslose

 

Politik ist gefordert

Grundsätzlich ist es zu begrüßen, dass die Arbeitsagentur einen Bericht vorgelegt hat, der den Fokus auf schwerbehinderte Menschen legt. Allerdings scheinen die Zahlen auch anders auslegbar zu sein. Durch eine Anfrage der Grünen-Bundestagsabgeordneten Brigitte Pothmer an die Bundesregierung, kam jüngst heraus, dass die Zahl der arbeitssuchenden schwerbehinderten Akademiker von 2010 bis 2013 um rund 20 Prozent gestiegen ist. Im gleichen Zeitraum ging die Zahl der Arbeitslosen jedoch um neun Prozent zurück (von 3,2 Millionen auf 2,95 Millionen). Die „BBZ Online“ berichtete darüber.
Man darf nun gespannt sein, wie die Politik auf die vorgelegten Zahlen der Arbeitsagentur reagiert. Eigentlich wäre nun die Bundessozialministerin, Andrea Nahles (SPD), gefordert.