So hilfreich ist Wacholder

von: Antje Szardning

black pepper

Foto: Ef von Iks/Fotolia.

Die Leser kennen bestimmt die säulenartigen Wacholderbüsche (-sträucher), die auf Friedhöfen, in Parks und Vorgärten zu finden sind. Früher wurden sie oft in Vorgärten angepflanzt, weil sie als gute „Hausapotheke“ dienten.
In der Natur findet man die repräsentativen Büsche z.B. sehr viel in der ‚Lüneburger Heide‘. Sie wachsen überall in der gemäßigten Klimazone bis ins Hochgebirge – also in Europa, Nordamerika und Nordasien. Sie sind anspruchslos, was den Boden angeht.
Der Wacholder – meist die Beeren – wurde schon bei den alten Griechen und Römern sowie den Germanen gern in der Heilkunde angewendet; vor allem wegen seiner zahlreichen Einsatzmöglichkeiten.
Im Mittelalter wurde sein Rauch bei ansteckenden Krankheiten, besonders bei der Pest angewendet. Sein Harz wurde als unechter Weihrauch verkauft.
Auch gab es den Brauch, zu Weihnachten Wacholderzweige über die Stalltüren zu hängen, um böse Geister von den Tieren fernzuhalten. In der Tierheilkunde wurde er häufig eingesetzt.
Heutzutage dient Wacholderrauch immer noch zur Zimmerluftverbesserung und zum Desinfizieren.
Übrigens wurde der ‚Gemeine Wacholder‘ im Jahre 2002 zum „Baum des Jahres“ ernannt.

Stinkwacholder und der Gemeine Wacholder

Es gibt etwa 50 bis 70 Arten, die als immergrüne Sträucher oder kleine Bäume wachsen (bis zu 5-7 m hoch). Die meisten werden den Zypressengewächsen zugerechnet.
In Mitteleuropa findet man meist den ‚Gemeinen Wacholder‘ und den ‚Sadebaum‘ („Stink-Wacholder“).
Die weiblichen Blüten entwickeln grüne „Beeren“, die dann zu den charakteristischen blauschwarzen, kugeligen „Beeren“ reifen. Botanisch gesehen ist eigentlich die Bezeichnung „Beere“ falsch; es handelt sich eher um ‚beerenförmige Zapfen‘ (Scheinfrüchte), aber die Bezeichnung ‚Wacholderbeere‘ ist allgemein üblich.
Die Blätter sind nadelförmig und steif. Geruch und Geschmack der getrockneten oder frischen Beerenzapfen (Wacholderbeeren) sind würzig, süß bis bitter. Sie werden deshalb nicht nur in der Pflanzenheilkunde, sondern auch gern als Gewürz in der Küche eingesetzt.
Die in der Heilkunde verwendeten Pflanzenteile sind vor allem die „Beeren“ (meist aus Italien, Kroatien und Albanien) und Blätter; seltener das Holz und die Wurzeln.

Seine Inhaltsstoffe und Heilwirkung

In den Wacholderbeeren findet man vor allem ätherisches Öl (z.B. bestehend aus „Limonen“ und „Terpinenol“); weitere sekundäre Pflanzenstoffe wie Flavonoide, Gerbstoffe, Bitterstoffe (z.B. „Juniperin“), Zucker sowie harz- und wachsartige Stoffe.
Die Heilwirkung des Wacholders, besonders der Beeren, ist sehr vielschichtig.
Er dient schon lange als desinfizierendes Mittel bei Wunden (z.B. in Form von Tees, Tinkturen oder Salben), vor allem, wenn diese ’schlecht‘ heilen. Das trifft z.B. oft für Zahnfleischentzündungen zu.
Außerdem verursachen seine Inhaltsstoffe auch eine ‚krampflösende‘ Wirkung, speziell im Magen-Darmtrakt. Verdauungsstörungen können dadurch vermieden bzw. gelindert werden.
Wacholderbeeren wirken außerdem ‚harntreibend‘; als verantwortlich dafür gilt das „Terpinenol“. Diese Wirkung wird bei bakteriellen Erkrankungen der Harnwege genutzt, indem die Nierentätigkeit und so die Selbstreinigung des Nieren-Blasen-Systems angeregt wird. Bei einer solchen Anwendung erfolgt aber meist eine Kombination mit anderen Mitteln. Neben der harntreibenden Eigenschaft wird auch von einer ‚entgiftenden‘ und ‚blutreinigenden‘ Wirkung berichtet.

Die Verabreichungsformen

Die Wirkung von Wacholder zeigt sich am einfachsten, wenn er als ‚Tee‘ (allein oder in Kombination mit anderen pflanzlichen Mitteln, z.B. im Blasen- und Nierentee) verabreicht wird. Dieser wird dann meist aus den Beeren bereitet. Die Beeren sind als Beerenextrakte in Form von Sirup, Salben, Badewässern und Kapseln erhältlich.
Wird Wacholder äußerlich angewendet, dann sind das oft ‚Tinkturen‘, die aus dem ätherischen Öl hergestellt werden. Eine Tinktur ist weniger konzentriert als das entsprechende ätherische Öl.  Bei ihrer Anwendung werden einzelne Tropfen der Tinktur auf die zu desinfizierende Wunde gegeben.
Wacholder kann außerdem als ‚Dampfbad‘ – mit Tropfen des ätherischen Öls – wirken.
Vorsicht: Ätherisches Öl darf aber nicht auf offene Hautstellen gerieben werden.

Weitere Heilwirkungen

Tee, Sirup oder Dampfbäder helfen bei Husten, Bronchitis etc., – d.h. bei ‚bakteriellen Erkrankungen der Lunge‘. Es kann dann leichter abgehustet werden.
Die appetitanregende Wirkung wird neben einer Verdauungsförderung gegen Übelkeit, Erbrechen und Durchfall genutzt.
Da der Tee allgemein stoffwechselanregend ist, kann er gegen ‚Migräne, Konzentrationsschwäche und nervöse Herzbeschwerden‘ verwendet werden.  Er lindert auch zum Teil „Frauenbeschwerden“.
Heiße oder kalte Umschläge – versehen mit Wacholder-Tinktur oder ein paar Tropfen ätherischem Öl – können bei ‚Beschwerden des Bewegungsaapparates‘, die mit Nervenschmerzen verbunden sein können (z.B. Hexenschuss, Ischias-Nervreizung, Rheuma), helfen.
Wacholderbeeren, die zerkaut werden, erfrischen den Atem – beseitigen also Mundgeruch.
Wacholderbeeren werden in größerem Maße als Gewürz in der Küche und in der Spirituosenproduktion (Gin) eingesetzt.