Kinder oder Karriere? Vor diese Alternative stellten konservative gesellschaftliche Leitbilder moderne Frauen, nachdem der emanzipatorische Impuls selbst deren traditionalistisches Familienbild nachhaltig verwischte. Man tat so, als ob „selbstverständlich“ Chancengleichheit bestünde. Leider bliebe – wenn denn Frauen gesellschaftlichen Aufstieg anstrebten – das Familienleben auf der Strecke. Zuallererst die Kinder. Denn selbst der aufgeklärteste und willigst familienarbeitübernehmensbereiteste Mann kann nun mal beim besten Willen keine Kinder gebären.
Wenn Frauen Karriere machen, unterscheidet sich das – vom Typ der Menschenführung her – häufig kaum von Männerkarrieren: sie können väterlich/mütterlich oder Grandsenior/Granddame oder charmant-nonchalant oder herrschend-diktatorisch oder Mischungen daraus sein. Nicht selten jedoch haftet dem – bei Frauen – ein „Beigeschmack“ an: Mannweib! Oder – was nicht weniger stigmatisiert – „Rabenmutter“.
Den meisten Frauen geht es gar nicht um „Karrieremachen/sozialen Aufstieg“, wenn sie beruflich tätig sein wollen. Das gerät in dieser Optik kaum in den Blick. Feministische Emanzipations-Bewegungen hingegen betonen stark, daß es um Chancengleichheit und Unabhängigkeit, um Gleichberechtigung und Gleichstellung geht. Linke Gesellschaftskonzeptionen überwinden den Widerspruch zwischen freier Persönlichkeitsentfaltung und solidarischem Miteinander, zwischen individueller (finanzieller) Unabhängigkeit und partnerschaftlich-familiärer Gemeinsamkeit.
„Rabenmutter“-Stereotyp ist out
Selbst hartnäckigen Macho-Chefs dringt inzwischen ins Bewußtsein, daß „Rabenmutter“-Stereotype unter der Ägide einer Gesellschaft, die von sich behauptet, auf Selbstbestimmung und Freiheit zu beruhen, nicht länger haltbar sind. Und auch ihnen spukt die Panikmache vom „Aussterben der Deutschen“, von der „Demographie-Falle“ durch die Köpfe. Auch Frauen können „Fachkräfte“ sein.
Also finden notleidende Unternehmer – zögerlich zunächst, inzwischen jedoch fast schon „mainstreamig“ –, daß Beruf und Familie „vereinbar“ sein müßten. Naja, zumindest, daß es „nicht verkehrt“ sei, wenn Kinder geboren würden. Natürlich von Frauen. Und wenn die sich heutzutage unbedingt in Erwerbsarbeit ausbeuten lassen wollen, dann muß man ihnen eben Beides irgendwie ermöglichen.
Sozialisten und andere Querulanten richten zu diesem Zwecke inklusive Kindertagesstätten und Ganztagsschulen ein. Sie gestalten Ferienlager. Sie betreiben Jugendclubs. Sie verlangen Arbeitszeitverkürzungen, Frauenförderpläne, gleichen Lohn für gleichwertige Arbeit, auch Quoten. Igitt.
Und viele Frauen – jeglichen Alters – scheinen das meiste davon sogar gut zu finden. Mehr als ein Jahrhundert „Emanzen“-Propaganda hinterläßt eben tiefe Spuren. Sie wieder einzuebnen, fällt schwer. Jedenfalls ist momentan keine wirklich effektive Gegen-Strategie erkennbar. Also ist Anpassung angesagt.
Wie wäre es mit „Angeboten“? Zumal ja inzwischen unübersehbar ist, daß viele „taffe“ Frauen wirklich mehrwertproduzierende – oh, pardon: wertschöpfende – Tätigkeiten ausüben. Ohne sie wäre der Profit – ähm: die Wettbewerbsfähigkeit – des Betriebs womöglich gefährdet. Nein! So weit dürfen wir es keinesfalls kommen lassen. Dann unterbreiten wir lieber lukrative Angebote.
Erst Karriere, dann Kinder
Ergo, biete: Ende der Parallelbelastung. Freie Entscheidungsmöglichkeit. Unabhängigkeit von biologischen Zwängen. Vielleicht sogar: Arbeitsplatz-Sicherung bis zur Rente? Weil ja die Unersetzbarkeit dann „bewiesen“ sein könnte.
Wir, die guten Unternehmer, bieten Euch fitten jungen Frauen „Social Freezing“ an. Ihr könnt in jungen Jahren Eure empfängnisbereiten Eizellen – auf unsere Kosten! – einfrieren lassen. Und wenn Ihr vierzig (oder fünfzig?) seid, tauen wir sie einfach auf. Ihr könnt sie von Euerm dann aktuellen Lebensabschnittsbegleiter (oder auch von einem anonymen Samenspender) befruchten und Euch einpflanzen lassen. So bringt Ihr gemütlich Euer Wunsch-Baby zur Welt. Das könnte Euch dann zwar für Oma halten, aber Ihr könnt ihm von Eurer beruflichen Karriere vorschwärmen. Die „Gewinnung“ der Eizellen ist zwar mit einer riskanten hormonellen Stimulation und einer gefährlichen chirurgischen Operation verbunden, aber Ihr braucht Euch keine Gedanken über Restriktionen des Embryonenschutzgesetzes zu machen.
Wer weiß: Vielleicht dürft Ihr dann sogar – wenn die Eizelle nun schon mal im Reagenzglas liegt – die Augenfarbe und den Intelligenz-Quotienten Eures Babys bestimmen? Euer eigener Emotions-Quotient ist uns egal. Erst recht lassen sich bis dahin wohl längst alle unerwünschten genetischen Eigenschaften wegdiagnostizieren? Unsere Güte kennt eben keine Grenzen!
Falls dennoch die eine oder andere junge Frau renitent auf altmodisch-natürliche Reproduktion bei gleichzeitiger beruflichen Entwicklung bestehen sollte, könnte es allerdings sein, daß wir – die guten Kapitalisten – ihr „leider“ letzteres vorenthalten müßten. . .
Die Alternative heißt jetzt eben: Erst Karriere, dann Kinder. Welch ein Fortschritt!

