Studium mit Behinderung: Fernstudium als Alternative

von: Berliner Behindertenzeitung

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Menschen, die mit einer Behinderung ein Studium aufnehmen möchten, stoßen im Alltag oft an ihre Grenzen. Längst nicht alle Hochschulen im deutschsprachigen Raum arbeiten bisher behindertengerecht. Selbst die Anreise zu den Präsenz-Vorlesungen kann problematisch werden, gerade wenn eine Körperbehinderung die Mobilität einschränkt. Das Fernstudium kann hier eine sinnvolle Alternative darstellen. Welche Anforderungen stellt es an die Studierenden?
Einschränkungen im regulären Studienalltag

Ob Erststudium oder Weiterbildung, immer mehr Menschen mit Einschränkungen entscheiden sich selbstbewusst und selbstverständlich für eine Hochschulausbildung. Das abgeschlossene Studium ist in Deutschland ein essentieller Faktor zum Aufbau einer erfolgreichen Karriere und wird in vielen Berufsfeldern vorausgesetzt. Und so gibt es auch für Menschen, die aus Einschränkungsgründen sonst keinen höheren Bildungsgrad erlangen könnten, zahlreiche Hilfen. Universitäten bieten Ansprechpartner und Studienhilfe, BAföG oder Studienkredite machen die Finanzierung möglich, mögliche Gebührenbefreiungen im öffentlichen Nahverkehr erleichtern die Anreise. Doch all diese Entwicklungen können nicht darüber hinwegtäuschen, dass Barrierefreiheit und wirkliche Hilfe im Studienalltag oft Mangelware sind. Nicht nur die Fortbewegung im Studiengebäude, auch die Aufarbeitung des Lernstoffes und die Berührungsängste der Mitstudierenden können das Studium zur Belastungsprobe machen. Viele Studienwillige ziehen daher ein Fernstudium in Betracht. Was ist hier anders?

Barrierefreiheit im Fernstudium

Im Fernstudium gibt es in der Regel keine Präsenztermine. Sollte die Bildungseinrichtung doch Termine vorsehen, können Menschen mit Behinderung diese meist als Heimtermin wahrnehmen. Das gilt auch für die staatlichen Abschlussprüfungen, auf die Studierende mit Einschränkungen natürlich ebenfalls nicht verzichten können. Grundsätzlich erarbeiten sich Studierende im Fernstudium den Lernstoff eigenständig über die per Post oder Email gelieferten Lernhefte und CDs und eigene Recherche. Das Tempo bestimmt dabei der Studierende. Der Internetzugang und die Bedienung eines Rechners ist dabei die Grundvoraussetzung. Studierende mit Einschränkungen wissen in den meisten Fällen bereits, wie sie den Rechner über zusätzliche Software über die Stimme oder Augenbewegungen steuern, Dokumente in Sprache statt Text ausgeben können, oder sich das Material durch Anpassung der Schriftgröße und andere hilfreiche Tricks in der Erarbeitung verbessern. Da die Studierenden für ihre Lernerfolge selbst verantwortlich sind und sich den Stoff selbst einteilen können, ist es bei einem Fernstudium kein Problem, langsamer oder mit Hilfsmitteln zu arbeiten. Die meisten Lerninstitute sehen ein kostenfreies Überschreiten der Regelstudienzeit um bis zu anderthalb Jahre vor.

Gleichwertiger Abschluss

Im deutschsprachigen Raum gibt es mittlerweile viele Fernuniversitäten, die alle staatlichen Normen erfüllen und daher in ihren Studienabschlüssen völlig gleichberechtigt zu einem Präsenzstudium eingeschätzt werden. Hauseigene Abschlüsse, die nur als Zertifikat, jedoch nicht als Abschluss gelten, sind eher nicht empfehlenswert. Die Fernuniversitäten geben bei Zweifeln gerne Auskunft, ob der zu erlangende Studienabschluss staatlich geprüft und anerkannt ist. Auch Masterstudiengänge und auf den Master aufbauende Lehrgänge können heute über das Fernstudium besucht werden. Mit einer gewissen Lernbereitschaft und motivierendem Zeitmanagement steht dem Abschluss somit nichts im Wege.