UN-BRK-Ballons hoben ab

TAZ erhielt Auszeichnung für die Umsetzung der UN-BRK in Berlin

von: Berliner Behindertenzeitung

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Mit einer bunten Luftballon-Aktion wurde die Tageszeitung TAZ für die herausragende Berichterstattung über behindertenpolitische Themen gewürdigt. Ein Bündnis, bestehend aus Cocas e.V., dem Berliner Behindertenverband e.V. und der Berliner Behindertenzeitung zeichnen jährlich Berliner Persönlichkeiten, Institutionen oder Firmen aus, die sich für die Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention (UN-BRK) im besonderen Maße verdient gemacht haben. Letztes Jahr wurden die damalige Bezirksbürgermeisterin von Lichtenberg, Birgit Monteiro (SPD) und Raed Saleh (SPD-Fraktionsvorsitzender im Berliner Abgeordnetenhaus) ausgezeichnet. Dieses Jahr fiel die Wahl auf die überregionale Tageszeitung TAZ. Die TAZ wurde 1978 in Berlin-West als alternative selbstverwaltete Zeitung gegründet. Sie gehört dem linken Zeitungsspektrum an und hat eine Auflage von rund 50.000 Exemplaren. Ihren Sitz hat die Zeitung in der Rudi-Dutschke-Straße in Berlin. Seit geraumer Zeit gehören Georg Löwisch (Chefredakteur), Barbara Junge und Katrin Gottschalk (stellvertretende Chefredakteure) zur Chefredaktion. Geschäftsführer der TAZ ist seit seiner Gründung Karl-Heinz Ruch.

Ein Herz für unsere Themen

Grund für die diesjährige Auszeichnung ist der Umgang der TAZ mit dem Thema Behinderung. Dabei spielt es keine Rolle, ob es so ernste Themen sind wie „Euthanasie“ oder so heiße Themen wie „Sex auf Rezept“. Selbst vermeintlich langweilige Thematiken, „wie die Novellierung der Berliner Bauordnung, das Bundesteilhabegesetz oder Persönliche Assistenz wurden von der TAZ-Redaktion nicht nur begleitet sondern eben auch detail- und kenntnisreich beleuchtet. Statt Plattitüden der Politiker unkommentiert wiederzugeben, werden die Themen eben von zwei oder drei Seiten beleuchtet“, meint Dominik Peter (Vorsitzender des Berliner Behindertenverbands).

„Wir wissen, das Behinderung alles andere als sexy ist. Wir wissen, das das Thema Behinderung keine Auflagensteigerung bringt. Wir schätzen daher umso mehr, das die TAZ diese Themen dennoch aufgreift und dauerhaft am Ball bleibt“, so Dominik Peter.

Grandios war aber auch die Ausgabe zum 03. Dezember 2016 – dem Internationalen Tag der Menschen mit Behinderung. Sie war ebenfalls Thema der Gespräche in der TAZ Redaktion während der Ballon-Übergabe. Am Vortag des 03. Dezember 2016 hatte eine „freundliche Übernahme“ durch leidmedien.de der TAZ stattgefunden. Mit dem Ergebnis, dass am 03. Dezember eine sogenannte „TAZ.Mit Behinderung“ erschien. Diese Ausgabe beleuchtete das Thema Behinderung aus verschiedenen Blickrichtungen (Anmerkung der Redaktion: Diese Ausgabe ist noch heute per ePaper erhältlich und lesenswert).

„Wir zollen unseren Respekt“

Ebenfalls viel Lob gab es von der Berliner Behindertenzeitung für die TAZ. Mit der Kolumne „Specht der Woche“, greift ein Protagonist der Berliner Behindertenszene regelmäßig ein Thema auf. „Wir sind uns sicher, dass diese Kolumne einmalig in Deutschland ist. Wo sonst würde ein Mensch mit einer Lernbehinderung eine eigene Kolumne bekommen – obwohl er auf Grund seiner Lernschwierigkeit nicht lesen und schreiben kann“, so Christian Grothaus von der Berliner Behindertenzeitung. Christian Specht hat sogar in der TAZ-Redaktion ein Büro und zeichnet für die TAZ zudem Bilder.

„Auch dies hat unseren Respekt verdient und dies wollen wir rückblickend würdigen“, so Christian Grothaus weiter. Angelehnt an die 50 Artikel der UN-Behindertenrechtskonvention, wurden der TAZ 50 bunte Luftballons in ihren Redaktionsräumen überreicht.

Das lose Bündnis verleiht seit letztem Jahr jährlich im Mai bunte UN-BRK-Ballons. „Es behält sich aber auch vor, schwarze UN-BRK-Ballons zukünftig zu verleihen. Diese gehen dann an Persönlichkeiten und/oder Institutionen, die gegen die Umsetzung der UN-BRK handeln bzw. diese blockieren“, so Bärbel Reichelt (Mitglied des BBV-Vorstands und Mitglied bei den Cocas). Ideen, wer die schwarze Ballons erhalten könnte, hat Bärbel Reichelt schon. Man darf daher gespannt sein.

INFOKASTEN: Die TAZ und die UN-BRK

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Das „Übereinkommen über die Rechte von Menschen mit Behinderung“ (UN-Behindertenrechtskonvention) wurde 2006 von der UNO-Generalversammlung verabschiedet. Mittlerweile haben es nahezu 170 Staaten unterzeichnet. Unter anderem auch die Europäische Union. Keine andere Konvention wurde so schnell von so vielen Staaten ratifiziert. Dazu gehört auch Deutschland. Dennoch klemmt es an dessen Umsetzung. Viele Verbände, wie auch der Behindertenverband e.V oder der Cocas e.V., kritisieren die schleppende Umsetzung. Und selbst dort, wo Gesetze angepasst werden, geschieht dies nicht im Sinne der UN-BRK, so die Kritiker.

 

AM