„Sie mag Musik nur wenn sie laut ist, wenn der Boden unter den Füßen bebt“, singt Herbert Grönemeyer über ein gehörloses Mädchen, das Musik durch Vibrationen wahrnimmt. Wie man Musik erfahren kann, darüber machen sich hörende Menschen kaum Gedanken – sie hören ja alles. Was ist, wenn man nichts hören kann? Bedeutet das automatisch ein Leben ohne Musik? Spätestens seit Grönemeyers Lied ahnen auch hörende Menschen, dass Musik nicht nur durch das Ohr, sondern auch in die Füße geht – und in die Hände. Denn Liedtexte in Gebärden zu übersetzen, ist für gehörlose Menschen die naheliegendste Art, sich Musik zu erschließen. Die Lernsoftware „Kleine Helfer“ will speziell Kinder dazu ermuntern.
KOPF, HAND + FUSS
Die Idee dafür hatte Stefanie Trzecinski, Gründerin der gemeinnützigen Bildungsagentur KOPF, HAND + FUSS, als sie zum ersten Mal einen Musikworkshop für gehörlose Kinder organisierte. Dort lernten diese, Liedtexte in Gebärden zu übersetzen. „Gehörlose Kinder und Musik – das hat in unseren Gebärdensongworkshops super funktioniert. Dort haben die Kinder gemeinsam mit schwerhörigen, gebärdensprachkompetenten Betreuerinnen die Kinderlieder von Rolf Zuckowski gebärdet – voller Freude und Herz, das war großartig! Die Workshops können wir leider nur einmal im Jahr anbieten, aber Rolf und ich wollten an dieser Idee weiterarbeiten.“ Die Lernsoftware „Kleine Helfer“ ist das Resultat dieser Zusammenarbeit von KOPF, HAND + FUSS mit Liedermacher Rolf Zuckowski und der Humboldt-Universität. Die DVD richtet sich an Kinder im Grundschulalter und übersetzt Lieder in kleinen Filmen in die Deutsche Gebärdensprache. Außerdem gibt es Spiele und Zusatzmaterialien, um die Inhalte zu vertiefen.
Enthusiasmus und Engagement
Für die Umsetzung holte Stefanie Trzecinski Studierende der Gebärdensprach- und Audiopädagogik der Humboldt- Universität ins Boot, die im Rahmen eines Seminars mit viel Enthusiasmus und Engagement Lernspiele entwickelten und Gebärdenvideos filmten. Darauf ist Stefanie Trzecinski ein bisschen stolz, vor allem, wenn sie von der Umsetzung zu „Mal gehen wir links“ spricht, einem ausgesprochen metaphorischen Lied, an der sich die Studierenden anfangs die Zähne ausgebissen haben. Auf der DVD lässt sich dazu eine Wegekarte öffnen, in der das Kind verschiedene Wege ausprobieren kann und dabei auf Verkehrsschilder stößt, hinter denen sich Metaphern verbergen. Diese werden anhand von Beispielen aus dem alltäglichen Leben in Gebärden- und Schriftsprache erklärt. Rolf Zuckowski besingt den Lebensweg, den jedes Kind selbst finden muss, gleichzeitig lernt das Kind bildliche Sprache kennen. Dies aufzugreifen war eine Herausforderung für die Studenten, denn aufgrund der Bildlichkeit von Gebärdensprache ist die Darstellung von Metaphern besonders schwierig. Dass sich das Ergebnis von „Kleine Helfer“ sehen lassen kann, zeigt die Teilnahme an der Auswahl für den Deutschen Computerspielepreis 2013. Nur knapp ist die Software an einer Auszeichnung vorbeigeschrammt. Preisverdächtig hin oder her – „Kleine Helfer“ ist eine liebevoll gestaltete Software, mit der Eltern ihren tauben und schwerhörigen Kindern Musik nahe bringen können.
Informationen: „Kleine Helfer“ ist gegen eine Schutzgebühr von 15,00 EURO + 1,45 EUROPortogebühren erhältlich. Bitte schreiben Sie eine Mail an kleine_helfer@kopfhandundfuss.de, wenn Sie Fragen haben oder die DVD bestellen möchten.