„Wie barrierefrei ist Buch?“

Rainer-Michael Lehmann organisierte Spaziergang

von: Rainer-Michael Lehmann (SPD)

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Am 29. Juni 2016 lud ich Bürgerinnen und Bürger Buchs und Interessierte zu einem Spaziergang durch das Bucher Zentrum, um zu ermitteln wie barrierefrei Buch ist. Meiner Einladung folgten unter anderem Mitglieder der SPD AG Selbst Aktiv, der SPD Karow-Buch, der Behindertenbeauftragte des Bezirks Pankow, der diesjährige Gewinner „Das Goldene Team“ von Hunde für Handicaps e.V. mit seiner Assistenzhündin und ein Vertreter von einer-für- alle e.V.. Mit von der Partie war außerdem die Lokalzeitung, Bucher Bote.

Wir trafen uns wieder bewusst auf dem Bahnsteig des S- Bahnhofs Buch, um zunächst den Fahrstuhl zu testen. Dieser war funktionstüchtig und der Rufknopf korrekt angebracht. Sowohl anwesende Rollstuhlfahrer, als auch die Assistenzhündin waren in der Lage den Knopf zu bedienen – keine Selbstverständlichkeit.

Positiv wurde bewertet wurde die Tatsache, dass der S-Bahnhof Buch am anderen Ende eine Rampe besitzt, die alternativ zum Fahrstuhl von E-Rollstühlen genutzt werden kann. Für handbetriebene Rollstühle ist die Rampe ohne Hilfe jedoch kaum zu überwinden.

Von einem durch eine Baustelle blockierten und kaum befahrbarem Bahnhofsvorplatz, bewegten wir uns in Richtung Bucher Zentrum. Wie schon bei dem Spaziergang in Karow im letzten Jahr fiel schnell auf, dass grob gepflasterte Einfahrten für Rollstühle und Rollatoren ein echtes Hindernis darstellen. Ich würde mir wünschen, dass auf diese hinderliche Pflasterung bei Neubau oder Sanierung ähnlicher Einfahrten zukünftig verzichtet würde.

Weiter ging es durch die Schlossparkpassage. Die Rampe neben der Panke-Brücke wurde als gut nutzbar bewertet. Auch die Gehwege zwischen Bahnhof und der Walther-Friedrich-Straße warenweitgehend in gutem Zustand. Teilnehmende berichteten allerdings, dass die Gehsteige im direkten Umfeld aufgrund von aufkommenden Baumwurzeln, Plattenhebungen oder schlecht ausgeführten Reparaturen, für Rollatoren und Rollstühle kaum zu nutzen sind.

Buch ist schon wegen seiner Weitläufigkeit weitgehend Behinderten- freundlich. Menschen mit Gehbehinderungen finden oftmals ebenerdige Zugänge und das Straßenland ist nicht unnötig verengt. Dennoch fanden wir überwindende Barrieren vor, wie zum Beispiel fehlerhafte bzw, schadhafte Bordsteinabsenkungen. Auf dem Weg zum Bucher Bürgerhaus fiel uns auf, dass einige Teilnehmende mit ihren Rollstühlen auf der Straße fuhren, weil die Bordsteinabsenkungen teils sehr steil angelegt waren, bzw. die Kanten deutlich über drei Zentimetern Höhe lagen. Auch Risse und Kanten in notdürftig geflickten Straßendecken sind für Betroffene schwer einzuschätzen und bieten das Potential mitten auf der Straße hängen zu bleiben.

Wir stellten fest, dass viele Rollstuhl- und Rollator-Nutzer automatisch Umwege in Kauf nehmen, weil die direkten Wege in teilweise so schlechtem Zustand sind, dass es schlichtweg gefährlich gewesen wäre, dort entlang zu fahren. Ein anschauliches Beispiel hierfür ist ein Fußgängerweg in der Grünanlage gegenüber des Bürgerhauses. Hier ist der Belag in Teilen abgebrochen, sodass eine deutliche Kante eine Nutzung für Menschen mit Gebehinderungen unmöglich macht.

Im Bucher Bürgerhaus und Umgebung, waren sowohl Zugänge, als auch der Fahrstuhl, zu meiner Freude behindertenfreundlich, sogar inklusive automatischer Türen. Einzig der Spiegel und die Tasten wären wohl ungünstig angebracht, berichtete unser Tester.

Überrascht waren wir, als dann auf dem Weg zur Bushaltestelle an der Wiltbergstraße die Absenkung vollständig fehlte. „Es scheint sogar, als sei diese Absenkung wegsaniert worden“, meinte eine Teilnehmerin. Wieder mussten wir einen Umweg in Kauf nehmen, um auf den sicherlich oft genutzten Weg zum Bus zu gelangen. Dieser Weg zum Bus gestaltete sich deutlich länger als erwartet und offenbarte erneut, wo überall Handlungsbedarf besteht, um Buch und viele andere Stadtteile barrierefrei zu machen. Die Bordsteinabsenkungen rund um die Straßen im Wohngebiet, stammen noch aus den späten Siebziger Jahren und waren schon damals nicht für Rollstühle angelegt worden. Zur Erklärung: Steile Absenkungen können zu einem unerwünschten Kontakt zwischen Rollstuhl-Fußbrettern und Belag führen, was den Rollstuhl im schlechtesten Fall zum Nach-Vorn-Kippen bringen kann. Schwere Verletzungen sind häufig die Folge. Zudem, sind diese alten Absenkungen mittlerweile oftmals so stark beschädigt, dass selbst Fußgänger ohne Gehbehinderungen hier achtsam sein müssen.

Eine weitere Bausubstanz-unabhängige Barriere zeigte sich kurz danach. Hier war eine Bordstein-Absenkung durch einen Geländewagen einfach zugeparkt. Hier kann weder Politik noch Verwaltung helfen, sondern lediglich mehr Umsicht aller Verkehrsteilnehmer. Auch hier mussten wir erneut einen Umweg in Kauf nehmen.

Kurz vor Ende unserer Tour, bemerkten wir dann noch die temporäre Ampelanlage
an der Wiltbergstraße, die so platziert worden ist, dass die danebengelegene Absenkung, um auf die andere Straßenseite zu gelangen, nur sehr schlecht zu erreichen ist.

Mein Fazit ist, dass es in Buch vor allem die Schäden an Gehsteigen sind, die Barrieren darstellen. Wichtige Knotenpunkte, wie das Bürgerhaus, der S-Bahnhof sowie die Schlossparkpassage, sind hingegen aus meiner Sicht als überwiegend behindertengerecht einzuschätzen. Bei den Gehsteigen besteht dagegen hoher Nachholbedarf. Belag und Absenkungen müssen dringend saniert werden. Wichtig dabei wäre, dass Absenkungen so niedrig wie möglich gebaut werden und gleichzeitig eine Infrastruktur für sehbehinderte Menschen integriert wird, die ein sicheres Queren von Straßen ermöglicht. Bevor solche Bauprojekte in Angriff genommen werden, sollten Begehungen mit Behinderten-Verbände vorgenommen werden. Ich werde mich dafür in der kommenden Legislaturperiode einsetzen.