Jasenka Villbrandt, sozialpolitische Sprecherin, und Andreas Otto, baupolitischer Sprecher, sagen zur Studie zu barrierefreiem Bauen:
Obwohl eine vom Senat in Auftrag gegebenen Studie belegen soll, dass barrierefreies Bauen nicht unbedingt mehr Kosten verursacht, behauptet Senator Geisel in öffentlichen Interviews das Gegenteil. Mehr noch: Er erklärt die aus Steuergeldern finanzierte Studie für nicht veröffentlichungsreif und hält sie unter Verschluss.
Dabei hat Berlin eine historische Chance. Die Bauordnung wird in Zeiten des großen Baubooms in der Hauptstadt novelliert. Damit gibt es die Möglichkeit, zukunftsfähig zu handeln und durch mehr Barrierefreiheit notwendige Weichen für den demografischen Wandel zu stellen. Bereits jetzt fehlen laut Schätzungen des Kuratoriums Deutsche Altershilfe (KDA) mindestens 41.000 barrierefreie Wohnungen in der Stadt. Bevölkerungsprognosen zeigen eindeutig, dass der Bedarf enorm wachsen wird.
Durch geschickte Flächennutzung ist Barrierefreiheit im Neubau möglich. Das wurde kürzlich im der Anhörung des Bauausschusses von der Berliner Architektenkammer bestätigt. Dadurch sind auch die von der Wohnungswirtschaft behaupteten Mehrkosten deutlich infrage gestellt.
Die Studie des Senats verstärkt dieses Argument für mehr Barrierefreiheit im Neubau. Leider bleiben diese Ergebnisse unter Verschluss.
Das Handeln von Senator Geisel ist unverantwortlich und zeigt, wie wenig sich dieser Senat für Inklusion und die Herausforderungen des demografischen Bevölkerungswandels interessieren. Berlin verpasst eine einmalige Chance, wenn nicht heute so gebaut wird, dass Menschen auch bei Mobilitätseinschränkungen, Pflegebedarf oder Behinderung ihre Wohnungen langfristig behalten können.