Seelische Erkrankungen sind in den letzten Jahren immer wieder Gegenstand der öffentlichen Wahrnehmung gewesen. Dennoch bestehen weiterhin starke Vorbehalte gegenüber Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen. Der Berliner MUT-LAUF will dem entgegenwirken.
Als im vergangenen Jahr der erste Mut-Lauf auf dem Tempelhofer Feld stattfand, hatte er trotz sehr kurzer Vorbereitungszeit schon zahlreiche Teilnehmer. Mehr als 300 Läufer absolvierten Distanzen zwischen 2,5 und 10 Kilometern; sportlich ambitionierte genauso wie Freizeitläufer. Der Fokus lag 2016 auf dem Thema Depressionen; in diesem Jahr ist der inhaltliche Schwerpunkt breiter gesteckt und umfasst psychische Erkrankungen im Allgemeinen.
Für Uwe Wegener, Gründer und Vorsitzender des ausrichtenden Vereins „bipolaris“ gehören öffentlichkeitswirksame Veranstaltungen wie der MUT-LAUF und der dazugehörige Markt zu den notwendigen Aktionen, um die Thematik Psychische Erkrankungen bzw. seelische Gesundheit in den Fokus zu holen – jenseits von medizinischen oder sozialpolitischen Fachdebatten.
In erster Linie geht es darum, gesunden Menschen die Berührungsängste gegenüber psychisch Kranken zu nehmen. Ein Markt, auf dem sich Aktivisten, Betroffenenverbände, Kliniken und die Selbsthilfe vorstellen und informieren, trägt zu einem breiteren Verständnis bei und kann auch aufzeigen, wie und wo frühzeitig Hilfe gefunden wird, wenn man selbst in seelische Not gerät oder mit der Not eines nahestehenden Menschen konfrontiert wird. Scham und Scheu abzubauen – sowohl bei den Betroffenen, als auch bei den Gesunden – ist eine der wesentlichsten Aufgaben der Antistigma-Arbeit des Vereins, der sich 2008 als Zusammenschluss von Menschen mit einer bipolaren Erkrankung und deren Angehörigen gründete.
Erneut sind die Stände auf dem Markt der seelischen Gesundheit sehr nachgefragt und es sind in erster Linie Berliner Projekte, Verbände und Vereine, die ihre Arbeit hier vorstellen. Schöner Begleiteffekt: Die zahlreichen Aktiven lernen sich untereinander kennen und können sich weiter vernetzen. Das ist im Dschungel der Hilfsangebote von großer Bedeutung, denn nicht zuletzt erreichen Kooperationen in der Breite oftmals mehr als der Einzelne.
Wie im letzten Jahr wird Martin Schulz von der Deutschen Depressionsliga moderieren und rechtzeitig auf die Highlights des Rahmenprogramms hinweisen wie den Drum Circle oder den Auftritt des großartigen Bluesgitarristen Martin Kolbe. Das bunte Angebot für Kinder wurde um den „Kids-Lauf“ ergänzt. Auf einer Distanz von 800 Metern können sich die Nachwuchsläufer von Eltern und Großeltern anfeuern lassen, bevor diese dann selber starten. Auch bei der Strecke für die Erwachsenen gibt es eine Änderung. Frei nach dem Motto „all you can run“ können die Läufer – einzeln oder auch gerne im Team – einen Parcours von 2 Kilometern so oft laufen, rollen, gehen oder walken wie sie wollen und können. Der Lauf ist explizit inklusiv gedacht und Rollstuhlfahrer sind herzlich willkommen.
Übergreifendes Ziel ist es, gemeinsam in der Gruppe Flagge zu zeigen gegen Stigmatisierung und Vorurteile. Im MUT-LAUF erleben die Teilnehmer, dass gemeinsame Bewegung der Seele gut tut. Zeiten werden nicht gemessen und Sieger ist jeder, der teilgenommen hat. Egal, welche Distanz auf welche Art und Weise zurückgelegt wurde. Die Veranstalter hoffen auf ein vierstelliges Teilnehmerfeld. Also nur Mut!
Infos unter:
www.mut-lauf.de, www.bipolaris.de
Markt von 15.00 – 20.30
Kids-Lauf 18.00
Haupt-Lauf 18.30
Meldegebühr 1 – 7 Euro
Nachmeldung vor Ort möglich
Ort: Tempelhofer Feld
Eingang Columbiadamm