Laut einer aktuellen Umfrage von Paritätischem Wohlfahrtsverband Berlin und Stattbau Berlin sind derzeit 97 Wohnungen sozialer Organisationen in Berlin von Kündigung bedroht. Allein 108 Wohnungen wurden bereits gekündigt. Die Kündigungen sind besonders dramatisch, weil es inzwischen nach Angaben der sozialen Träger auf Grund des angespannten Immobilienmarkts immer schwieriger wird, neue Räume zu finden.
Auf einer Podiumsdiskussion im Paritätischen Wohlfahrtsverband Berlin, an der neben der Geschäftsführerin des Verbandes Dr. Gabriele Schlimper auch die Senatorin für Stadtentwicklung und Wohnen Katrin Lompscher sowie Mario Hilgenfeld vom Verband Berlin-Brandenburgischer Wohnungsunternehmen e.V. teilgenommen haben, wurde die Umfrage vorgestellt. Im anschließenden Gespräch, in dem Strategien zur Sicherung von Wohnraum für soziale Träger diskutiert wurden, forderte Dr. Gabriele Schlimper, Geschäftsführerin des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes Berlin: „Die Rahmenbedingungen für soziale Organisationen müssen verbessert werden und dafür brauchen wir auch die Unterstützung der Landesregierung. Ich denke da beispielsweise an Erleichterungen beim Abschließen von Erbbaupachtverträgen, damit auch soziale Träger selbst neu bauen können. Wir selbst planen, eine Beratungsstelle für unsere Mitglieder einzurichten, um sie besser bei Fragen rund um das soziale Wohnen unterstützen zu können. Auch da würden wir uns über ein Engagement des Landes freuen.“
Für die Umfrage waren die Mitgliedsorganisationen des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes Berlin befragt worden, die u.a. Menschen mit Behinderung, Wohnungslose und Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen betreuen.
Am häufigsten werden Mietverträge durch privatwirtschaftliche Wohnungsunternehmen bzw. private Vermieter gekündigt.
Die Senatorin für Stadtentwicklung und Wohnen Katrin Lompscher sprach sich in dem Zusammenhang für ein breites gesellschaftliches Bündnis aus: „Wir können der Herausforderung des fehlenden Wohn- und Gewerberaums im sozialen Bereich nur gemeinsam begegnen. Neben der Unterstützung der städtischen Wohnungsbaugesellschaften brauchen wir dafür auch die der privaten Vermieter. Dabei denke ich nicht nur an die großen Verbände, sondern auch an kleine und mittelständische Unternehmen. Daher begrüße ich die Initiative des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes Berlin ausdrücklich, das Problem öffentlich zu machen und die Akteure zusammenzubringen.“
An der Umfrage „Wohnraumsituation und Wohnraumbedarfe der Mitglieder des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes Berlin“, die in der Zeit von Januar bis März 2017 stattfand, haben sich 60 Mitgliedsorganisationen des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes Berlin beteiligt. Insgesamt haben die Befragten 2728 Wohnungen für zu betreuende Personen angemietet. Rund 70 Prozent der von den Befragten angemieteten Wohnungen gehören privaten Eigentümern.
Hier finden Sie die Befragung: www.paritaet-berlin.de/downloads/Studie_Wohnraumsituation_2017